Kommentar zu Fahrradstraßen: Vorfahrt, gut versteckt

Fahrradstraßen

Eine Fahrradstraße entlang zu treppeln, ist ein gutes Gefühl. Nicht, weil dort tatsächlich deutlich weniger Pkw unterwegs wären als in den benachbarten Seitenstraßen. Auch die Autofahrer verhalten sich nicht unbedingt rücksichtsvoller als anderswo. Der Unterschied ist ein psychologischer. Als Radfahrer weiß man: Hier habe ich Vorrang - schon sitzt man ein bisschen selbstbewusster im Sattel. Wer seine zumindest theoretische Überlegenheit im Sinn hat, der fährt nicht gleich an den Rand, nur weil von hinten ein Auto drängelt. Der nimmt sich den Raum, der ihm auf den Straßen sonst oft fehlt.

Insofern ist es gut, dass die Linienstraße in Mitte nun offiziell als Fahrradstraße gilt und dass weitere Projekte in Planung sind. Das stärkt die Position der Radler, welche die Kraftprobe mit den Autofahrern wegen ihrer physischen Unterlegenheit sonst scheuen. Immer mehr Berliner schwingen sich auf das Rad - und sollten daher im Verkehr auch entsprechend berücksichtigt werden.

Allerdings kommen nicht alle Radler in den Genuss dieser Vorrechte. Die schönste Fahrradstraße bringt nichts, wenn die Menschen nicht wissen, wo sie ist. Wer sich in Berlin nicht gut auskennt, orientiert sich an den großen Straßen. Radler werden von dort aber nicht auf die für sie geeigneten Nebenrouten geleitet. Sie rollen einfach daran vorbei.

Das ist ein Grundproblem des Berliner Radwegenetzes: Es gibt zwar inzwischen zahlreiche für Fahrräder ausgebaute Strecken. Noch sind aber nur manche auch als solche ausgewiesen. Viele Routen findet nur, wer sie sich vorher auf dem Plan eingeprägt hat. Hinweisschilder? Fehlanzeige.

Drei Jahre hat es gedauert, bis die Linienstraße fertig umgebaut war. Eigentlich könnten das Land und die Bezirke in viel kürzerer Zeit viel mehr erreichen: Sie müssten für die Radfahrer nur einfach mehr Zeichen setzen.

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