NBA-Star Bryant in Peking: Der gezähmte Individualist

Das US-Dreamteam holt erwartungsgemäß Gold - doch das Spiel von NBA-Star Kobe Bryant zeigt, dass nur die Mannschaftsleistung am Ende zum Erfolg führt.

Überragte alle - und verzichete dennoch auf seinen Egotrip: Kobe Bryant. Bild: ap

Kobe Bryant hüpfte über das Spielfeld und riss die Arme hoch. "Jetzt sind wir wieder dort, wo wir hingehören", sagte der US-Basketballer kurz nach dem olympischen Finale, in dem sich die USA gegen Spanien mit 118:107 die Goldmedaille sicherte. 20 Punkte verdankte die Mannschaft dem Star der Los Angeles Lakers, der mit dieser Leistung hinter Dwayne Wade der zweitbeste Werfer seines Teams war.

"Ich will Gold. Dafür bin ich hergekommen", hatte Bryant im Laufe des Turniers verkündet - ein unter amerikanischen Basketballern nicht immer selbstverständliches Interesse an den Olympischen Spielen. Noch 2004 in Athen hatte sich die US-Mannschaft als ein Team von Individualisten durch die Spiele gelangweilt und wurde im Halbfinale von Argentinien nach Hause geschickt. Damals war Bryant nicht dabei; jetzt ist er der Beweis dafür, dass er als einer der bekanntesten NBA-Stars auch nur ein Teil der Mannschaft ist, die sich als Gemeinschaft sieht und präsentiert. Und mit dieser Einstellung wieder dort steht, wo das Dreamteam 1992 in Barcelona die Basketballer aus den USA scheinbar für immer etabliert hatte: ganz oben auf dem Treppchen.

Dabei gilt der Sohn des ehemaligen Basketballprofis Joe Bryant als Einzelgänger. Als er sechs war, wechselte sein Vater in die italienische Liga, sodass Bryant statt klischeegemäß im Ghetto einer amerikanischen Großstadt in Italien aufwuchs. Auslandserfahrung und ein fließendes Italienisch brachte er mit, als die Familie 1991 zurück in die USA zog. Der damals 13-Jährige interessierte sich für Fußball und verstand die Umgangssprache seiner Mitschüler nicht, was ihn in die Außenseiterposition drängte. Sein Vornamen Kobe, dem seine Eltern ihm nach dem japanischen Kobe-Rind verpasst hatten, machte ihm das Leben nicht leichter. In der Mannschaft der Merion Highschool in einem Vorort von Philadelphia entdeckte er sein Talent für den Sport des Vaters. 1996 begann er seine Karriere in der NBA bei den Los Angeles Lakers, für die er bis heute spielt.

Zwischen 2000 und 2002 gewann Bryant mit seinem Team drei Mal die nationalen Meisterschaften. Zehn Mal ist er mittlerweile für das NBA-All-Stars-Team nominiert worden, 2008 wurde er zum ersten Mal zum wertvollsten Spieler der Liga gewählt. Den Skandal, der 2003 nach einer Anklage wegen sexuellen Missbrauchs über ihn hereinbrach, hat er nach der Einstellung des Verfahrens 2004 überwunden. Sein Jahreseinkommen soll laut dem Magazin Forbes bei 39 Millionen Dollar liegen, in China verkauft sich sein Trikot noch besser als das des chinesischen Stars Yao Ming.

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