Der angebliche Professor vom G.R.P.: Professor Unrecht
Ein Geschäftsmann führt akademische Grade, die ihm offenbar nicht zustehen. Daher wurde er nun angezeigt.
Ein Psychologieprofessor aus Nordrhein-Westfalen hat bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart Strafanzeige gegen den "Chefdenker" des G.R.P. Instituts für Rationelle Psychologie, Henner Ertel, wegen des Verdachts des Missbrauchs akademischer Titel erstattet. Ertel wird vorgeworfen, die Grade "Doktor" und "Professor" zu Unrecht zu führen.
Als "Professor für Neuropsychologie" produziert er seit Jahren Schlagzeilen mit pseudowissenschaftlichen Studien, die von Medien wie Bild, Mens Health, P.M., Focus, Stern, FAZ, SZ, Spiegel Online, aber auch von der taz zitiert wurden. Außerdem gibt Ertel an, Rektor und Vizekanzler einer "University of Neuroscience" in London zu sein. Das "Informationssystem zur Anerkennung ausländischer Studienabschlüsse" der Zentralstelle für Ausländisches Bildungswesen kennt die Hochschule ebenso wenig wie das britische "Register of Education and Training Providers". Wie der Anzeigenerstatter zutreffend moniert, ist die Universität nur eine Briefkastenfirma. Das bestätigten taz-Recherchen bei dem UPS-Unternehmen "Mail Boxes Etc.".
In einer "Richtigstellung", die Ertel auf Anfrage verschickt, wehrt er sich gegen die Vorwürfe: "Ich habe einen ,ordentlichen' Master, Doktor und eine Professur." Der taz wollte er auf Anfrage nicht beantworten, von welcher Bildungseinrichtung und in welcher Fachrichtung er zum Professor berufen wurde.
Nach §132a StGB wird das unbefugte Führen akademischer Grade mit einer Haftstrafe bis zu einem Jahr oder einer Geldstrafe geahndet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Trumps Krieg gegen die Forschung
Bye-bye, Wissenschaftsfreiheit!
Kritik am Deutschen Ethikrat
Bisschen viel Gott
Menschenrechtsverletzungen durch Israel
„So kann man Terror nicht bekämpfen“
Ungelöstes Problem der Erneuerbaren
Ein November voller Dunkelflauten
Altvordere sollen Linke retten
Hoffen auf die „Silberlocken“
Autobranche in der Krise
Kaum einer will die E-Autos