Operation im AKW Tricastin endlich geglückt: Brennstäbe ausgebaut
Die Brennstäbe, die sich im Atomkraftwerk Tricastin verklemmt hatten, sind ausgebaut. Die französische Aufsichtsbehörde verlangt zusätzliche Kontrollen.
PARIS taz Auf den Tag genau sieben Wochen haben die französischen Elektrizitätswerke EDF gebraucht, um zwei Brennstäbe, die sich bei der Entladung von Reaktor Nummer zwei im Atomkraftwerk Tricastin in ihrer Halterung verklemmt hatten, aus ihrer misslichen Position zu lösen. Am Montag gelang die Operation und EDF verfrachtete die beiden vier Meter langen und je 700 Kilo schweren Stäbe in das Abklingbecken auf dem Gelände der Atomanlage. Die übrigen 155 Brennstäbe in Reaktor zwei sollen in den nächsten Tagen ausgewechselt werden.
EDF versteckte die Mitteilung über die Behebung des Problems in einem kleinen Text auf der Homepage des Konzerns im Internet. Etwas ausführlicher informiert die Reaktorsicherheitsbehörde über den Zwischenfall. Die "Autorité de Sureté nucléaire" - ASN - hat am 17. September eine unangemeldete Inspektion in dem Reaktor gemacht.
Wenige Tage später schickte sie ihre Beobachtungen und Auflagen an EDF. Mitte Oktober stellte die Aufsichtsbehörde ihren Inspektionsbericht auch ins Internet. Dieser ASN-Bericht zeigt, dass es keine festgelegte Regel gibt, wie mit verklemmten Brennstäben umzugehen ist. Dies, so die ASN, "obwohl es sowohl in Frankreich als auch international bereits solche Ereignisse gegeben hat". Die ASN stellt weiterhin fest, dass EDF vor dem Zwischenfall nicht alle vorgeschriebenen Sicherheitskontrollen und alle Rücksprachen mit den Aufsichtsbehörden eingehalten hat. Als Konsequenz verlangt die Aufsichtsbehörde nun, dass unbedingt zusätzliche Aufgaben und Kontrollen in den Reaktoren eingeführt werden.
Zu dem Zwischenfall in dem Reaktor, der unter anderem auch Mox enthält, war es am 8. September gekommen, als Techniker versuchten, die 157 Brennstäbe zu entladen. Zwei verklemmten sich in ihrer Halterung. Ob Materialverschleiß oder fehlerhafte Handhabe die Ursache waren, ist unbekannt.
Die französische Öffentlichkeit hat die neue Panne im Atomkraftwerk Tricastin, wo im vergangenen Sommer bei anderen Pannen mehrfach radioaktive Strahlung ausgetreten war, kaum wahrgenommen. Die meisten überregionalen Medien haben sie nicht einmal erwähnt. Auf regionaler Ebene hingegen entstand Aufregung, als AKW-Gegner im September Gerüchte über neue und geheime Evakuierungspläne der Feuerwehr für die umliegenden Gemeinden der Atomanlage streuten. Die örtlichen Behörden dementierten diese Pläne.
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