Kommentar ANC-Spaltung: Die Regenbogennation wird bunter

Die Abspaltung vom ANC läutet nicht nur den Abschied von der alten Bewegungspartei ein, die an der Macht deutlich an Kraft verloren hat. Die neue Partei könnte sich als Alternative zum ANC etablieren.

Was als Stimmungstest gedacht war, geriet überraschend zu einem historischen Moment. Ermutigt durch die starke Unterstützung, die sie von all jenen ANC-Mitgliedern bekam, die mit ihrer aktuellen Regierung und dem neuem ANC-Präsidenten Jacob Zuma extrem unzufrieden sind, beschloss eine Gruppe noch am ersten Abend der ANC-Nationalversammlung, sich von der regierenden Bewegungspartei abzuspalten. Die Aussicht, Zuma könne trotz seines Mangels an Integrität bei den allgemeinen Wahlen im kommenden April zum Staatsoberhaupt gewählt werden, hatte wohl den letzten Anstoß zu diesem Schritt gegeben.

Die neue Partei kann in ein beträchtliches politisches Vakuum vorstoßen - und sie könnte von vielen Gruppen im Lande Zulauf erhalten. Nicht nur der aufstrebende schwarze Mittelstand, der das Vertrauen in die derzeitige Führung des Landes verloren hat, sucht eine neue politische Heimat. Auch viele der weniger wohlhabenden Schwarzen sind nicht einverstanden mit der Art, wie Mbeki abgesetzt wurde, und dem neuen Führungsstil im ANC, der sich durch Respektlosigkeit gegenüber politisch Andersdenkenden auszeichnet. Auch weiße Wähler, denen die einzige liberale weiße Oppositionspartei nur wenig zu bieten hat, könnten auf diesen Zug aufspringen. Das politische Spektrum der "Regenbogennation" wird damit endlich bunter.

Die Abspaltung vom ANC läutet nicht nur den Abschied von der alten Bewegungspartei ein, die an der Macht deutlich an Kraft und Glaubwürdigkeit verloren hat. Die neue Partei könnte sich auch bald schon als wichtigste Alternative zum ANC etablieren und diesem die bisherige Zweidrittelmehrheit kosten. Damit ist Südafrika auf dem besten Weg in eine Multiparteiendemokratie - und zumindest auf der Ebene der Provinzen könnte es bald zu interessanten Koalitionen kommen.

Dabei ist noch offen, welche Inhalte die neue Partei genau vertreten wird. Doch schon jetzt steht sie für einen Sieg der Demokratie in Südafrika, der für den Rest von Afrika beispielhaft ist.

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Jahrgang 1960, lebt seit 1995 in Johannesburg, Südafrika. Sie ist TAZ-Korrespondentin für das südliche Afrika und freie Autorin für Zeitungen, Magazine sowie Buchverlage und arbeitet frei als TV-Produzentin und Medientrainerin in der Region.

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