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Bremen verliert gegen AthenLasch und lustlos

Nach der 0:3-Niederlage von Werder Bremen gegen Panathinaikos Athen in der Champions League droht Manager Klaus Allofs erstmals mit Entlassungen. Ist damit auch der Trainer gemeint?

Nach dem 0:3 bleibt Bremens Torwart Tim Wiese nur noch der resignierte Kniefall. Bild: dpa

Gnädig waren sie an diesem Abend, die Bremer Fans. Das gellende Pfeifkonzert blieb aus. Sei es, weil die Werderaner unter den 35.986 Zuschauern in eine Art Schockstarre verfielen. Oder lange vor dem Schlusspfiff schon von dannen zogen. Sportdirektor Klaus Allofs jedenfalls mochte sich bei jenen, "die das miterleben mussten", nur noch entschuldigen. "Das ist nicht Werder Bremen." Zugleich kündigte er nach dem 0:3 in der Champions League gegen Panathinaikos Athen personelle Konsequenzen an. Trainer Thomas Schaaf soll davon eher nicht betroffen sein.

Trotzdem musste sich Manager Klaus Allofs Fragen nach Konsequenzen für den Trainer gefallen lassen. "Bevor da irgendwelche Missverständnisse aufkommen", sagte Allofs, "ich weiß, was Thomas Schaaf trainiert, mit welcher Akribie er arbeitet. Da sehe ich keine Schuld und keine Veranlassung, über seine Position nachzudenken. Ich bin von seiner Arbeit absolut überzeugt. Das ist nicht der Ansatz."

Den konterstarken, aber keineswegs überragenden Griechen genügte schon ein ballsicheres Mittelfeld nebst Sonderbewachung für Werders Spielmacher Diego, um erfolgreich zu sein. Der Bremer Offensivfußball indes existierte nur noch als Legende vergangener Tage: Der zuletzt einmal mehr als Ausnahmestürmer gefeierte Claudio Pizarro etwa glänzte durch eine Mischung aus Umständlichkeit und Trägheit. Und hatte doch die größte Möglichkeit des an Chancen äußerst armen Bremer Spiels, bezeichnenderweise nach einem Freistoß von Diego. Die meisten der 13 statistisch aufgeführten Torchancen der Bremer waren Distanzschüsse.

Perfekt passiv

Es ist vor allem Passivität, die das Bremer Spiel derzeit kennzeichnet. Sie sorgt dafür, dass man am Ende handwerklich solide, aber limitierte Spieler wie Jurica Vranjes lobend hervorheben muss. Oder Markus Rosenberg, weil er als Stürmer zwar wieder einmal völlig erfolglos, jedoch über weite Strecken engagiert agierte. Ansonsten, sagt Thomas Schaaf, "schauen wir zu und laufen brav nebenher, bis der Ball bei uns im Netz ist". Zum Beispiel beim 0:1 des ehemaligen Frankfurters Vangelis Mantzios. Sein Schuss aus gut 15 Metern ließ Tim Wiese keine Chance.

"Wenn die Spieler in absehbarer Zeit einige Dinge nicht verstehen wollen", warnte Arbeitgeber Allofs nach dem Abpfiff, "dann muss man entweder seine Erwartungshaltung herunterschrauben. Oder man muss sich von den Spielern trennen." Und an ihrer Erwartungshaltung halten sie fest, zumal vielen in Bremen, wohl auch den Spielern, nach fünf Jahren in der Königsklasse als völlig selbstverständlich gilt, auch mit dabei zu sein.

Die Qualität sei ja bei jedem Einzelnen da, sagt Kapitän Frank Baumann, sagt Klaus Allofs, sagt Thomas Schaaf. Ja - das Team ist personell weitgehend identisch mit jenem, das vergangene Saison noch Vizemeister wurde - mit dem allzu berechenbaren, von Trainer Schaaf seit Jahren unhinterfragten 4-4-2-System mit der Raute im Mittelfeld.

Rechnerisch im Rennen

Rechnerisch betrachtet könnte es auch diesmal noch für die nächste Runde der Champions League reichen. Vorausgesetzt, Werder gewinnt die verbleibenden Begegnungen gegen Anorthosis Famagusta und Inter Mailand. Doch im Moment erscheint einem das in Bremen eher als ein dürftiger Witz. Und das nicht nur, weil Werder im laufenden Wettbewerb noch nichts gewonnen hat. Und nicht nur, weil selbst die international namenlose Truppe der Zyprioten sich am Dienstag ein 3:3-Unentschieden gegen Inter Mailand ertrotzte. Sondern vor allem, weil man Werder genau dies nicht mehr zutraut. Weil die Mannschaft keine Gegenwehr, keine Leidenschaft, keinen Kampfeswillen erkennen lässt.

Und das, sagte Klaus Allofs, "ist doch das Schlimmste, was man einem Sportler vorwerfen kann". mit DPA

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