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Ich kann die Argumentation nachvollziehen. Abolitio nominis macht Geschichte nicht ungeschehen.
Allerdings dürfte es Grenzen geben, eine "Hitlerallee" würde man wohl kaum erhalten.
Naja, die Dorotheenstraße heißt eben so, weil Sie die Dorotheenstadt bildet.
Es macht schon einen Unterschied ob man eine Straße Rückumbenennt, oder Erstumbenennt.
Bevor wir hier Äpfel mit Birnen vergleichen:
Die neue Stele im Harry-Breslau ist nun schon seit ihrer Aufstellung vor zwei Wochen mehrfach beschmiert worden, und zwar nicht von irgendwelchen 'Unpolitischen', sondern gezielt haben hier offenbar Gegner von ... - ja, von was eigentlich - jedenfalls den Namen Harry Breslau und detaillierte Informationen über Treitschke nicht ausgehalten. Der Staatsschutz ist eingeschaltet und ich finde, spätestens jetzt sollte - um diesen scheinbar Unbelehrbaren endgültig ein Zeichen zu setzen - diese elende Treitschkestraße aus dem Stadtbild verschwinden und meinetwegen gerne in Harry-Breslau-Straße umbenannt werden.
Während sich die Parteien in Steglitz kleinkarierten Streitereien hingeben, wird Antiseminitismus auch im bürgerlichen Steglitz wieder salonfähig. Da wird's mir aber ganz schlecht!
Viele Leute quälen sich mit der Frage: Dürfen wir noch fliegen, trotz Klimakrise? Die Politik sollte es ihnen leichter machen.
Kontra: Die Umbenennung wäre falsch
Straßennamen sind das historische Gedächtnis der Stadt. Das gilt auch für Treitschke, einem der unappetitlichsten deutschen Historiker. Soll man eine Straße, die seinen Namen trägt, deshalb umbenennen? Nein.
Die Clara-Zetkin-Straße heißt jetzt Dorotheenstraße. Das ist Mist. Keiner der Bundestagsfrischlinge erfährt mehr, wie sich die DDR bis auf die Straßennamen herunterbuchstabiert hat. Umso mehr wissen wir nun vom friderizianischen Berlin - als ob es davon nicht genug gäbe.
Straßennamen sind das kulturelle und historische Gedächtnis der Stadt. Das gilt nicht nur für Dorothea, die zweite Gemahlin des Großen Kurfürsten, und die Frauenrechtlerin Clara Zetkin. Es gilt auch für Heinrich von Treitschke, einem der unappetitlichsten deutschen Historiker. Soll man eine Straße, die seinen Namen trägt, deshalb umbenennen?
Nein. Auch in Steglitz muss man dem Geist der Zeit nachspüren dürfen. Sonst gerät in Vergessenheit, was die Stadtväter 1906 bewogen hatte, nicht nur den Historiker von Treitschke zu würdigen, sondern auch den Antisemiten, von dem der fatale Spruch stammt: "Die Juden sind unser Unglück."
Straßennamen sind deshalb auch ein Hinweis auf die Gegenwart. Mit den verschiedenen Schichten unserer Erinnerungskultur halten wir uns selbst einen Spiegel vor. Und geben der Nachwelt die Botschaft weiter, dass sich Geschichte nicht einfach entsorgen lässt. Auch das Olympiastadion reißen wir schließlich nicht ab.
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Uwe Rada
Redakteur taz.Berlin
Jahrgang 1963, ist Redakteur für Stadtentwicklung der taz. Weitere Schwerpunkte sind Osteuropa und Brandenburg. Zuletzt erschien bei Bebra sein Buch "Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder". Er koordiniert auch das Onlinedossier "Geschichte im Fluss" der Bundeszentrale für politische Bildung. Uwe Rada lebt in Berlin-Pankow und in Grunow im Schlaubetal.
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