Kommentar Gas-Preise: Entscheidung über überhöhte Preise

Das Bundeskartellamt setzt die Versorger unter Druck, doch werden nicht alle Kunden davon profitieren. Der Vergleich, auf den die Anbieter aus sind, könnte am Ende bares Geld kosten.

Wer mit Gas heizt, muss sich in diesem Winter warm anziehen. Zwar ist seit dem Sommer der Ölpreis, an den der Gaspreis gekoppelt ist, deutlich gefallen. Bei den Gaskunden ist der Preisrutsch allerdings noch nicht angekommen, und fraglich ist, ob dies nach drei bis sechs Monaten - so lange dauerte in der Regel die Anpassung des Gaspreises an den Ölpreis - der Fall sein wird. Schließlich ist jeder Wintermonat Verzögerung bares Geld in den Kassen der Gasversorger. Diese dürften zudem versucht sein, die Spanne möglicher Preisreduzierungen nicht auszureizen. Dies gilt umso mehr als der Bundesgerichtshof mittlerweile die Möglichkeit der Verbraucher, überhöhte Gaspreise gerichtlich überprüfen zu lassen, eingeschränkt hat.

Immerhin hat das Bundeskartellamt jetzt angekündigt, voraussichtlich im Dezember eine Entscheidung in einem Verfahren gegen rund 30 Gasversorger wegen überhöhter Preise zu fällen. Rund drei Millionen Kunden können so mit einer Preisentlastung rechnen - Kartellamt und Gasunternehmen wollen sich voraussichtlich auf einen Vergleich einigen. Das Vorgehen des Kartellamtes, sich auf Deals mit den Versorgern einzulassen, ist allerdings nicht unproblematisch. Denn dann können, platt gesagt, die Unternehmen so vorgehen: Erst die Preise ordentlich heraufsetzen und sich anschließend auf einen Kompromiss mit der Marktaufsicht einigen. Mehr Macht hätte die Bundesbehörde, würde sie ein Verfahren bis zum bitteren Ende durchziehen - mit abschreckender Wirkung für die Gaskonzerne.

Den Verbrauchern bleibt in dieser Situation einzig, sich eine billige oder umweltfreundliche Alternative zu suchen - und ihren Gasanbieter zu wechseln. Nur so kann der verkrustete Gasmarkt in Bewegung geraten, was zu günstigeren Preisen und einem differenziertem Angebot führen wird. Dies könnte zum Beispiel ein klimafreundliches Produkt sein, das immer größere Anteile an Biogas enthält. Die Entwicklung auf dem Strommarkt hat gezeigt: Wechseln lohnt sich letztlich - auch wenn das Beharrungsvermögen der großen Energieversoger beachtlich ist.

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Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.

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