Bund und Bahn sind sich einig: 2,5 Milliarden Euro für die Schienen
Der Bund und die Bahn unterzeichnen Vereinbarung zum Erhalt des Eisenbahnnetzes. Geld und Vorgaben kommen vom Bund. Zu wenig von beidem, sagen Kritiker.
BERLIN taz Die Instandhaltung des Schienennetzes in Deutschland wird neu organisiert. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und Bahnchef Hartmut Mehdorn unterzeichneten am Mittwoch die sogenannte Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV). Damit soll der Bahn für zunächst fünf Jahre vorgeschrieben werden, wie das Schienennetz auszusehen hat. Die Bahn kriegt dafür jährlich 2,5 Milliarden Euro.
Mit der Vereinbarung soll die Verwendung von Bundesmitteln durch eine sogenannte Output-Kontrolle geregelt werden. Das bedeutet: Muss etwa eine Weiche ausgetauscht werden, braucht dies nicht extra genehmigt zu werden. Entscheidend soll sein, ob die Züge rollen können.
"Die Gewinner sind die Fahrgäste und der Güterverkehr auf den Gleisen", sagte Tiefensee. "Wir sichern die Qualität des Schienennetzes." Fern- und Regionalverkehr profitierten davon. Bahnchef Mehdorn freute sich über Planungssicherheit.
Die "Allianz pro Schiene" begrüßte die Vereinbarung. "Im Vergleich zum Ist-Zustand ist sie ein Fortschritt", sagte Allianz-Chef Dirk Flege. Nun gebe es mehr Transparenz. Allerdings sei der Nachbesserungsbedarf groß. So sei zwar die Geschwindigkeit definiert, die ein Zug im Netz erreichen können müsse - nicht abgebildet sei aber die Kapazität. Übersetzt auf den Autoverkehr heißt das: Vorgeschrieben ist, wie schnell ein Auto auf der Autobahn fahren können muss - nicht aber, wie viele Fahrzeuge die Autobahn aufnehmen kann. Flege: "Verkehrspolitisch ist die Kapazität entscheidend." Zudem seien jährlich 500 Millionen Euro mehr notwendig.
Für das Aktionsbündnis "Bahn für Alle" ist die Vereinbarung eine "Katastrophe", wie Bündnissprecher Carl Waßmuth sagte. "Die Bahn kann mit dem Geld machen, was sie will." Die Vereinbarung steuere nicht, sie kontrolliere keine Qualität, und sie biete keine wirksame Möglichkeit für Sanktionen. Und: "Die Mittel sind zu niedrig." Nötig seien fünf Milliarden jährlich. Auch die Besteller des Schienenpersonennahverkehrs kritisieren die Vereinbarung. Diese führe dazu, dass die Qualität der Regionalstrecken weiter abnehme, hieß es. Die Bahn erhalte erhebliche Fehlanreize, die Entwicklung der Infrastruktur einseitig an ihren unternehmerischen Zielen zu optimieren und Gemeinwohlinteressen zu vernachlässigen.
Leser*innenkommentare
emil
Gast
Mindestens jede Stadt, die mehr als 10.000 EW hat, sollte ein Straßenbahnnetz erhalten, sofern sie es noch nicht hat. Die bestehenden Netze sind auszubauen.
Busse und Pkw vergiften durch den Reifenabrieb massiv den Boden & das Grundwasser (Rußteile, Cadmium etc.).
Die Dächer der Wagons sind mit fotovoltaischen Solarzellen auszustatten. Die Wagons könnten außerdem mit Wasserstoff fahren, welches in Wüsten (in Afrika, Asien, Australien etc.) durch Sonnenenergie und Windenergie, sowie auch (z.B. in Island, der Toskana etc.) durch Erdwärme und ggf. auch durch Meeresenergie (z.B. Wave Dragon Wellenkraftwerke) erzeugt wird. Das würde z.B. die Oberleitungen ersparen und wäre außerdem umweltfreundlicher, als Dieselmotoren oder Strom aus dem heutigen Kraftwerksmix.
Dr. T. Höhfeld
Gast
Es geht wieder weiter mit der Mehdorn-Tiefensee-Connection. War ja auch zu ruhig geworden.
Wenn der Bund in Zusammenarbeit mit den Ländern nicht das Recht erhält, angesichts der Subventionen die Preise für die Trassennutzung zu kontrollieren, kann Herr Mehdorn seine Preistreiberei ungeniert fortsetzen.Auf Kosten der Steuerzahler, denn der Bund subventioniert über die Trassenentgelte ja eh das Schienennetz.
Dr. T. Höhfeld