Krieg im Grenzgebiet Pakistans: Islamisten sprengen Nachschubroute

Aufständige haben eine strategisch wichtige Brücke Richtung Kabul am Khyber-Pass im Nordwesten Pakistans gesprengt. Die Nato muss jetzt auf die Nachbarländer ausweichen.

Die zerstörte Brücke ist nur noch für Fußgänger passierbar. : ap

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen haben militante Islamisten die wichtigste Nachschubroute der US-geführten Truppen in Afghanistan gekappt. Unbekannte sprengten in der Nacht zum Dienstag eine Brücke in der Nähe des Khaiberpasses in Pakistan und legten damit die wichtige Handelsroute lahm.

Die US-geführten Truppen geraten in letzter Zeit immer mehr in Bedrängnis. Seit einigen Monaten greifen islamistische Milizen auf der Strecke immer wieder Konvois an und stecken Lkw-Depots in Brand. Auch haben sie mehrfach durch Kämpfe die Schließung des Passes erzwungen.

Drei Viertel des Nachschubs für die Nato und das US-Militär werden von der pakistanischen Hafenstadt Karatschi über den Khaiberpass nach Afghanistan gebracht. Eine weitere Route führt durch das westpakistanische Quetta nach Afghanistan. Auf beiden Strecken müssen die Waffen- und Treibstofflieferungen Gebiete passieren, die von Al-Qaida-Truppen, den Taliban oder pakistanischen Islamisten kontrolliert werden. Bereits seit einigen Monaten prüft die Nato daher alternative Transportwege durch Tadschikistan und Usbekistan.

Unterdessen setzte die pakistanische Armee ihre Offensive auf Stellungen von Islamistenmilizen im Swattal nördlich von Islamabad fort. Sicherheitskräfte töteten dabei in der Region Charbagh 70 Militante, berichtete der Nachrichtensender Dawn News. Die Region Charbagh, einst eine Islamistenhochburg, sei nun unter der Kontrolle der Armee.

Medienberichten zufolge ist die Zivilbevölkerung jedoch geflohen, nachdem am Wochenende mindestens 40 Zivilisten in die Schusslinie gerieten und getötet wurden. Die Islamisten rächten sich für den Vorstoß der Armee durch den Mord an Zivilisten: Mindestens acht Leichen wurden am Montag im Swattal gefunden. Alle waren von Schüssen durchsiebt. Damit haben die Fundamentalisten seit dem Wochenende mindestens 19 Menschen in der Region exekutiert.

Der Anführer der dortigen Gruppe, Mullah Faslullah, hatte 2007 begonnen, in der Region Swat ein Terrorregime nach dem Vorbild der Taliban zu errichten. Seine Anhänger, viele von ihnen Ausländer, haben die Bevölkerung eingeschüchtert, indem sie zahlreiche Stammesälteste, Regierungsvertreter und Unterstützer der Regierung töteten. Anwohner berichten, die Regierung habe im vergangenen Jahr die Kontrolle über die Region verloren.

In der halbautonomen Stammesregion Bajaur sprengten Unbekannte am Dienstag zwei Schulen in die Luft. Seit einigen Monaten geht die Armee in Bajaur, die als wichtigster Rückzugsraum für afghanische Talibankämpfer gilt, gegen Fanatiker vor. Dennoch setzen die Islamisten ihre Bemühungen fort, einen Gottesstaat zu errichten. Sie drohten damit, alle Mädchen zu töten, die nach dem 15. Januar eine Schule besuchen. Seitdem sprengten sie bereits mehrfach Schulen in die Luft, an denen Mädchen unterrichtet wurden.

Von John Solecki, dem Leiter des Büros des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR im westpakistanischen Quetta, der am Montag entführt wurde, fehlt weiterhin jede Spur. Unbekannte hatten Solecki, einen US-Staatsbürger, auf dem Weg zur Arbeit in seinem UN-Fahrzeug beschossen und ihn anschließend verschleppt. Sein Fahrer erlag später seinen schweren Verletzungen.

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