Die Logik des Anschlags von Lahore: Blutige Rache der Islamisten

Der spektakuläre Anschlag in Lahore auf das Kricket-Team Sri Lankas markiert die Rache für die Erfolge der pakistanischen Armee in islamistischen Hochburgen.

Fünf Polizisten und zwei Zivilisten wurden bei dem Attentat in Lahore getötet, fünf Spieler der Kricket-Mannschaft und ein Trainer verletzt. Bild: ap

Die pakistanische Kulturmetropole Lahore glich am Dienstagabend einem Hochsicherheitsgebiet: Tausende von Sicherheitskräften patrouillierten im gesamten Stadtgebiet. Hubschrauber kreisten über dem Zentrum der Stadt. Denn die Attentäter, die am Morgen einen schweren Anschlag auf den Konvoi der sri-lankischen Cricket-Nationalmannschaft verübt haben, wurden noch in der Stadt vermutet.

Die Heftigkeit der Terrorattacke von Lahore erinnerte an die Anschläge von Bombay im vergangenen November. Rund ein Dutzend maskierte Attentäter griffen den Konvoi der Sportler im Herzen der Stadt an, als diese gerade auf dem Weg zu einem Match waren.

Einige der Angreifer versuchten, Handgranaten in den Bus des Teams zu werfen, andere feuerten Raketen ab oder beschossen Polizisten mit Maschinengewehren. Der Angriff dauerte rund 25 Minuten, erklärte Lahores Polizeichef Habib-ur Rehman: "Sie schienen gut ausgebildete Terroristen zu sein."

Keiner der Spieler kam bei dem Angriff ums Leben, jedoch wurden fünf von ihnen und ein Trainer verletzt. Zwei Zivilisten und fünf Polizisten wurden getötet. Pakistanische Fernsehsender zeigten spektakuläre Aufnahmen von dem Angriff: Einige der Attentäter suchten Schutz hinter Bäumen und feuerten dann geduckt auf den Konvoi.

Andere schossen in aufrechter Haltung auf die Polizisten und die Cricketspieler. Dabei gingen sie beinahe militärisch vor. Alle trugen traditionelle Kurta-Langhemden, in denen sie nicht von Passanten zu unterscheiden waren. Einige von ihnen hatten sich, wie die Bombay-Attentäter, Rucksäcke umgeschnallt.

Nach dem Ende der Gefechte lagen Splitter von zerschossenen Scheiben und Patronenhülsen auf der Straße. Daneben fand die Polizei einen Raketenwerfer, den die Terroristen benutzt hatten. Die Attentäter sollen mit Autorikschas an den Ort des Anschlags gelangt sein. Lokale Medien berichteten, alle Angreifer seien nach der Attacke geflohen.

Pakistans Informationsministerin Sherry Rehman verurteilte den Angriff scharf. Sie sagte, dies sei ein Versuch, Pakistans Reputation zu zerstören. Premierminister Yusuf Raza Gillani habe sofort eine Untersuchung angeordnet. Es sei dabei noch zu früh, die Urheber zu benennen. Dennoch ist es relativ klar, dass die Angreifer aus dem Umfeld der zahlreichen militanten Islamistengruppen des Landes stammen, die in den vergangenen Wochen immer stärker unter Druck geraten sind. So könnte der Angriff als Racheaktion verstanden werden.

Mehr als 100 Anführer und Mitglieder der verbotenen Terrorgruppe Lashkar-e-Toiba (LeT) und einer karitativen Organisation, die als Tarnmantel der LeT gilt, befinden sich wegen vermeintlicher Verwicklungen in die Anschläge von Bombay in Haft. Und erst vor wenigen Tagen erklärte die Armee, sie habe die Islamistenmilizen im Bajaur-Stammesgebiet an der Grenze zu Afghanistan nach einer sechs Monate währenden Offensive besiegt.

Die Region galt als Dreh- und Angelpunkt militanter Gruppen im gesamten Nordwesten Pakistans. Ein Sieg der Armee in Bajaur wäre daher auch für die afghanischen Taliban und die Terrorgruppe al-Qaida, die noch in der Gegend vermutet wird, ein schwerer Rückschlag.

"Sie haben verloren", erklärte am Wochenende Generalmajor Tariq Khan, der die Offensive in fünf der sieben halbautonomen paschtunischen Stammesgebiete an der Grenze zu Afghanistan leitet. Nun werde die Armee die Islamisten auch aus den übrigen Grenzgebieten vertreiben. "Ich denke, gegen Ende des Jahres werden wir die militärischen Operationen abgeschlossen haben."

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