Studienplatzvergabe: Modell C wie Chaos

Früher machte es die ZVS mehr schlecht als recht, aber sie machte es. Längst sollte ein neues Zulassungsverfahren für Unis stehen, aber es klappt einfach nicht.

Ist da noch ein Plätzchen frei? Bild: dpa

Wegen des chaotischen Zulassungsverfahrens sind an den deutschen Hochschulen im vergangenen Wintersemester in Fächern mit Numerus clausus tausende Studienplätze für Erstsemester frei geblieben. Besonders groß ist die Lücke laut einer Umfrage des Handelsblatts in Frankfurt am Main: Die Goethe-Universität konnte demnach im Wintersemester mehr als 800 Plätze in zulassungsbeschränkten Fächern nicht besetzen - das waren rund 19 Prozent ihrer Kapazität. In Fächern wie Wirtschaftspädagogik oder Biologie blieben sogar mehr als 30 Prozent frei. Auch an der TU Dresden sind die Erstsemesterplätze nur zu 82 Prozent ausgelastet. Fast 500 Plätze blieben ungenutzt. An der Elite-Uni FU Berlin und an der Universität Duisburg-Essen blieben im Winter 5 Prozent der Studienplätze unausgelastet, weil zu viele Bewerber letztlich doch an einer anderen Hochschule an fingen. TAZ

Erst drei Wochen ist es her, dass Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) nach einem Krisengespräch eine Lösung im Zulassungschaos an den Unis in Aussicht stellte. Am Dienstag hatte Schavan schon wieder die Hochschulrektoren und Vertreter der Länder zum Krisengespräch geladen. Und wieder hat sie ein Ende des Chaos versprochen.

Zunächst musste Schavan allerdings einräumen, dass das System, mit dem in Zukunft die Studienplatzvergabe gesteuert werden soll, nicht wie bisher geplant im Herbst 2010 stehen wird; es werde erst für Herbst 2011 "angepeilt", wie Schavan es formulierte. Die Entwicklung des Systems "braucht offensichtlich mehr Zeit, als man sich wünschen kann", sagte Sachsen-Anhalts Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz. Bis dahin werde es eine Übergangsregelung geben. Kosten soll es 10 Millionen Euro, die der Bund bezahlt.

"Modell C" nennt sich das für 2011 anvisierte Zulassungsverfahren, das bei einer neu entstehenden Stiftung Hochschulzulassung angesiedelt sein wird. Mit ihm soll das Problem der Mehrfachbewerbungen und Doppeleinschreibungen gelöst werden, das Unis wie Studierenden derzeit das Leben schwermacht und dafür sorgt, dass an manchen Unis in zulassungsbeschränkten Fächern bis zu 20 Prozent der Studienplätze unbesetzt bleiben (siehe Kasten).

Auch in Zukunft sollen sich Studierende wie bisher direkt bei den Universitäten bewerben; nehmen sie einen Studienplatz an, erfahren die anderen Hochschulen aber davon. Das ist bisher nicht der Fall, weshalb sich Nachrückverfahren für abgelehnte Studenten bis ins Semester hinein hinziehen.

Für die Zeit bis 2011 haben Schavan und die Vertreter von Hochschulen und der Länder am Dienstag eine Übergangslösung versprochen, angeblich soll sie schon zum kommenden Wintersemester funktionieren. Zentraler Bestandteil hierfür sollen einheitliche Fristen sein. Zum 15. Juli wäre dann an allen Hochschulen Bewerbungsschluss, Mitte August bekämen die Bewerber ihre Zulassungsbescheide. Studienplätze, die danach noch frei sind, sollen über eine Onlinebörse bekannt gegeben werden, die Bewerber können sich dann direkt an den Unis um diese offenen Plätze bewerben. "Wir werden alles daran setzen, dass alle Studienplätze zu Beginn des Semesters besetzt sind", versprach Margret Wintermantel, Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK).

Offen ist allerdings noch, wie diese Onlinebörse konkret aussehen soll. Zuletzt hatte es geheißen, eine Plattform, die in Baden-Württemberg eingesetzt wird, werde nun bundesweit eingeführt. Die baden-württembergische Lösung konnte dort zuletzt aber gerade mal 200 Nachrückern einen Platz beschaffen. Daneben sind noch zwei weitere Onlinebörsen im Rennen. Die Plattform studienwahl.de und eine Börse, die von der sogenannten Hamburger Initiative ausgeht. In ihr haben sich vor wenigen Wochen einzelne Universitäten auf die Einrichtung einer solchen Plattform geeinigt und gleichzeitig bereits ihre Zulassungstermine vereinheitlicht. Dieser Initiative haben sich bisher allerdings erst 20 von über 350 Hochschulen angeschlossen.

Wie sich die einst mächtige Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) an den Onlinebörsen beteiligt, ist offen. Auch welche Rolle sie in der neuen Stiftung Hochschulzulassung spielt, steht offenbar noch nicht fest. "Was aus der ZVS wird, entscheidet die ZVS", sagte Bildungsministerin Schavan vieldeutig.

Ob sich alle Unis sowohl am Übergangssystem als auch an dem endgültigen Verfahren beteiligen, ist derzeit genauso unklar. HRK-Präsidentin Wintermantel versprach nur, dass sie alles daran setzen werde, dass das Verfahren schon ab Herbst reibungslos funktioniere.

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