Kartonmännchen bei Ikea: Werde eins mit dem Supermarkt
Versteckenspielen im Supermarkt mal anders: Ähnlich wie Soldaten in Feldkluft tarnen sich zwei Karlsruher Künstlerinnen in Konsumumgebungen. Das Webvideo der Woche.
Aaah, der Kartonhaufen bewegt sich! Mitten in dem Möbelkarton-Lager der Ikea-Filiale! Langsam und rappelnd bewegt er sich vorwärts - weg vom Regalrand, vor der er sich eben noch aufgetürmt hat. Die Einkäufer mit ihren Katalognummern gucken kurz - und wenden sich dann sofort wieder ihrem Zettel zu, auf dem sich hinter kryptischen Zahlenkolonnen irgenwelche IVAR- oder BILLY-Krümelholzvariationen verbergen.
"Urban Camouflage" heißt das Projekt der zwei Karlsruher Kunststudentinnen Yvonne Bayer und Sabina Keric. Sie verkleideten sich mit einem Berg von Produkten aus ihrer Konsumumgebung und wurden so getarnt fast unsichtbar zwischen den Produkthaufen der bunten Warenwelt.
Ziel von Bayer und Keric war es, die eigene Identität im kommerziellen Raum zu tarnen. Dabei orientierten sich ihre Kostüme, wie auf der Homepage der Beiden nachzulesen ist, an den Tarnanzügen von Scharfschützen.
Aus einem großen Supermarkt in Stockholm, in dem sie sich mit Putzlappen beklebten, flogen sie achtkantig raus, erst in einer Ikea-Filiale waren Kunden wie Mitarbeiter mit sich selbst beschäftigt genug, so dass sie die beiden Nachwuchskünstlerinnen gewähren ließen. Für Mayer und Keric ist mit den beiden kleinen Aktionen das Thema Tarnung noch lange nicht ausgeschöpft, wie sie in einem Spreeblick-Interview sagten. Dies als Warnung - falls demnächst im geschützten Konsumtempel neben uns ein Kartonberg anfängt zu rappeln.
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