Michael Jackson-Comeback: Pop und seine Balsamierung
Michael Jackson will sich finanziell sanieren, kündigt er eine Konzertreihe in London an. Eine letzte, verzweifelte Zuckung des Popgeschäfts.
Michael Jackson kommt zurück. 20- bis 25-mal, so wurde verkündet, wird der 50-Jährige ab Juli in der 20.000 Zuschauer fassenden Londoner O2-Arena auftreten. Anders gesagt: Der ehemals größte Name im Popgeschäft eröffnet in London eine Zweigstelle von Las Vegas, um seine Millionenschulden abzutragen.
Mal abgesehen von berechtigten Zweifeln, ob Jacko physisch und psychisch in der Lage ist, nur ein einziges Konzert durchzustehen, ist der Plan, ökonomisch gesehen, Symptom für die Probleme der Musikindustrie, die nur noch im Live-Segment berechenbare Absätze zu generieren glaubt. Andererseits aber auch, in einem grundsätzlicheren, ästhetischen Zusammenhang, der endgültige Eintritt der Popmusik in ihre Balsamierung als Musical.
Jackson war - neben Madonna - der letzte weltweit funktionierende Branchenstar. Nun wird er buchbar als Wohlfühlpaket für Mittfünfziger, Flug und Halbpension inklusive. Dass Jackson mittlerweile nicht nur aussieht wie seine eigene Wachspuppe, sondern auch das Konzept von Madame Tussaud adaptiert - das wird womöglich als letzte verzweifelte Zuckung des Popgeschäfts, wie wir es kennen, in die Kulturgeschichte eingehen.
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