Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Über Würde, den Opel-Kapitän, schmutzige Wäsche und was den Kölnern manchmal so alles einfällt.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

FRIEDRICH KÜPPERSBUSCH ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.

Friedrich Küppersbusch: Den Kölschen fällt ja immer was ein. Ein Haus zum Beispiel.

Was wird besser in dieser?

Remix von "Mr losse der Dom in Kölle - über alles andere kann man reden".

Erika Steinbach wird nun doch nicht Vorsitzende im Stiftungsrat des Zentrums gegen Vertreibung. Wird jetzt alles gut?

Steinbachs "Wir sind ein Opferverband" und ihre Schwadronage "Polen reagiert sein schlechtes Gewissen an mir ab" weisen sie als für die nötige Diplomatie unfähig aus. Entweder geht es auch den organisierten Durchtriebenen darum, eine Menschenrechtsposition völkerverbunden zu manifestieren. Oder, wie hier Steinbach, ein Menschenrechtsthema nur zu missbrauchen, um sich sakrosankt zu stellen. Steinbachs Vorgänger als Präsident des BdV, Herbert Czaja, hat den 2 + 4- und den Einigungsvertrag abgelehnt. Umgekehrt weigerte Kohl sich, bei den Schlesiern aufzutreten, weil dies das deutsch-polnische Verhältnis belaste. Die Klarheit vermisse ich bei Frau Merkel.

Wolfgang Schäuble hat Opel die Insolvenz empfohlen und wird dafür selbst von CDU-Parteikollegen gescholten. Ist das endlich der Beginn der gefühlten Krise ?

Da Schäuble normalerweise auf Fußballspiele, gefühlte Bedrohung oder auch träge Verdauung mit der Forderung nach "Einsatz der Bundeswehr im Inneren" reagiert, kann man enttäuscht sein. Nahe gelegen hätte, die Truppe zur Spontanabwrackung von Toyota-Händlern abzuordern und aus vaterländischer Solidarität neue Dienstgrade bei der Marine einzuführen ("Opel-Kapitän", "Opel-Admiral"). Vielleicht sind die internen Mails von Opel so langweilig für seine Spitzel, dass er sich rächt.

Die FDP liegt in Umfragen gerade bei 17 Prozent. Warum profitieren eigentlich ausgerechnet die Liberalen von der Krise ?

Wer denn jetzt? Liberale oder die FDP? Letztere ist so ne Art "Markenkern-CDU". In diesen 17 Prozent, die bis zum Wahltag noch dramatisch abschmelzen können, stecken gefühlte 12 Prozentpunkte von CDU-Wählern, die keine Koalition mit der SPD mehr wollen.

Die Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) wird aufgelöst. Werden Sie die Wurst- und Milchplakate vermissen?

Na ja, den Claim "Fleisch ist ein Stück Lebenskraft" müsste man doch an den Playboy verkaufen können, und die Domain www.milch.de findet sicher Nutzer. Das Bundesverfassungsgericht hatte verboten, dass Bauern und Lebensmittelhersteller weiter zwangsweise die CMA finanzieren müssen. Hier wäre also jetzt, wie in anderen europäischen Ländern, der Staat gefordert. Unserer finanziert aber gerade Autos, die immerhin wie Kartoffeln aussehen.

Ab heute steht Susanne Klattens Exliebhaber in München vor Gericht. Klatten ist das Opfer, Sgarbi der Gigolo. Wie würde das bei vertauschten Rollen aussehen?

Sie meinen das Klischee "Notgeiler naiver Bock und gerissene habsüchtige Schlampe"? Mag sein. Klatten hat ziemlich authentisch rausgehauen, was und wie es ihr passiert ist, dadurch hat sie viel Würde bewahrt. Wie umgekehrt Max Mosley. Zu beneiden sind die alle nicht, und keiner von uns journalistischen Nutznießern würde seine Wäsche an der Leine baumeln sehen wollen.

Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus will zur nächsten Landtagswahl in Thüringen antreten. Eine kluge Entscheidung?

Die suchen keinen neuen Religionsstifter, sondern einen politischen Manager. Der muss im Zivilleben nicht fehlerfrei sein. Ich will hier keine US-Verhältnisse, wo jeder stellvertretende Hilfsbürgermeister sich ne Heiligenbiografie zusammenkaufen muss.

Am Mittwoch veröffentlicht die Zeitschrift Forbes ihre jährliche Liste der reichsten Menschen der Welt. Ist das in Zeiten der Krise nicht ein wenig zynisch?

Ja. Habe mich löschen lassen diesmal.

Was glauben Sie: Wird Boris Becker diesmal wirklich heiraten?

Ich glaube, sie wollen es als Außenwette machen.

Bayern München ist im Viertelfinale des DFB-Pokals wegen einer 2:4 Niederlage gegen Bayer Leverkusen ausgeschieden. Muss Jürgen Klinsmann gehen?

Hätte müssen. In Hannover hätte die Mannschaft durch eine weitere Niederlage den Trainer entlassen können, vermute ich. Prompt gewinnt sie 5:1. Es ist also was anderes faul in dem Club.

Und was macht Borussia Dortmund?

Langweilig sein kann jeder. Aber wir können das viel früher! Der BVB hat ungefähr jetzt schon mit der Spitze wie mit dem Abstieg nix mehr zu tun. Konzentrieren wir uns auf die Feierlichkeiten zum Hundersten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.