Tschetschenische Auftrags-Killer: Auf Befehl des Präsidenten

Ein als Killer angeheuerter Landsmann warnt sein in Norwegen lebendes Opfer vor der Tat. Er behauptet, den Befehl dazu von Tschetscheniens Präsident Ramsan Kadyrow zu haben.

Unter mörderischem Verdacht: Kadyrow, Präsident der Tschetschenen. Bild: dpa

BERLIN taz Der Präsident der Kaukasusrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, scheint auch vor Auftragsmorden an missliebigen, im Ausland lebenden Tschetschenen nicht zurückzuschrecken. Dies berichtet der im norwegischen Exil lebende Tschetschene Magomed Otscherchadschi in einem Interview mit dem russischen Internetportal gazeta.ru am vergangenen Wochenende.

In dem Interview bezieht sich Otscherchadschi auf eine Erklärung des ebenfalls in Norwegen lebenden Tschetschenen Ruslan Chalidow. Diesem habe Ramsan Kadyrow persönlich befohlen, Magomed Otscherchadschi zu ermorden. Doch Chalidow führte den Befehl nicht aus, sondern informierte stattdessen Otscherchadschi von dem Mordauftrag. Der in Tschetschenien mehrfach inhaftierte und gefolterte Ruslan Chalidow war 2005 nur deshalb auf freien Fuß gesetzt worden, weil er sich zu einer Zusammenarbeit mit den Sicherheitskräften von Kadyrow verpflichtet hatte.

Chalidows Insiderwissen über die in Norwegen lebenden Tschetschenen und die Bewacher Kadyrows überzeugten Otscherchadschi schnell, dass er es mit einem Mann mit exzellenten Verbindungen zum Geheimdienst zu tun habe, so Otscherchadschi zu gazeta.ru.

Unterdessen bestreitet der Pressedienst des tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow den Mordauftrag. Hier werde eine Medienkampagne gegen die tschetschenische Führung in Gang gesetzt. Der Pressedienst des tschetschenischen Präsidenten berichtet ferner, dass sich die Angehörigen von Ruslan Chalidow von diesem distanziert hätten. Ruslan hätte immer wieder andere erpresst und undurchsichtige Geschäfte gemacht. "Er bringt bis heute nur Schande über uns. Er ist ein absolut verkommener und unmoralischer Mensch", zitiert der Pressedient die Angehörigen von Chalidow.

Der Fall reiht sich ein in eine Kette von Morden an im Exil lebenden Tschetschenen. In den letzten fünf Monaten waren drei Tschetschenen in der Türkei ermordet worden. Im Januar 2009 wurde in Wien Umar Israilow auf offener Straße von einem tschetschenischen Auftragsmörder erschossen.

Laut Vaha Banjaew, dem in Österreich lebenden Kronzeuge im Fall Israilow, hat die tschetschenische Regierung eine Liste von 300 Exiltschetschenen aufgestellt, die Kadyrow gefährlich werden könnten. Kadyrow habe seine Leute ausgeschickt, diese zu einer "freiwilligen" Rückkehr zu bewegen, so Banjaew in einem Interview mit dem österreichischen Internetportal news.at.

Tschetscheniens Präsident Ramsan Kadyrow liegt sehr daran, Tschetschenien als prosperierende Nordkaukasus-Republik zu präsentieren. Getrübt wird dieses Bild lediglich von oppositionellen Tschetschenen im Ausland. Denn wer sich der Rückkehraufforderung der dortigen Regierung widersetze, so erklärt Vaha Banjaew gegenüber news.at, müsse mit fatalen Folgen für seine Familie zu Hause, ja sogar seiner eigenen Ermordung rechnen.

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