Kommentar Spritverbrauch: Dumme, schmutzige Tricks

Viele Neuwagen verbrauchen deutlich mehr Sprit als die Autohersteller angeben. Mindestens ebenso skandalös ist die Komplizenschaft der Aufsichtsbehörden.

Kaum ein Auto hält den Spritverbrauch ein, den sein Hersteller verspricht. Viele Verbrauchswerte sind von den Produzenten so geschönt, dass die Werksangaben bis zu einem Drittel unter den tatsächlichen Werten liegen. Das ist Betrug an den Autofahrern, an der Umwelt und am Steuerzahler, wenn ab dem 1. Juli die Kfz-Steuer auf Grundlage des Spritverbrauches berechnet wird.

Tricksen, blockieren und verhindern sind gerade in der deutschen Autoindustrie bewährte Methoden. Gerade in Sachen Umwelttechnik mussten die Hersteller immer wieder zu entscheidenden Innovationen gezwungen werden. Das war bei der Einführung des Katalysators so wie bei der verbindlichen Durchsetzung des Partikelfilters für Diesel-Pkws. Trotz der verlorenen Schlachten sind viele Hersteller aber lernresistent geblieben. Anstatt auf die klaren Wünsche ihrer Kunden nach sparsamen und sauberen Autos einzugehen, produzieren sie Dinosauriertechnik auf Halde und rechnen mit aller Frechheit einen Spritschlucker zum Öko-Auto. Mit dieser Haltung aus Dreistigkeit und Kurzsichtigkeit hat sich die Autoindustrie zwischenzeitlich selbst in die größte Existenzkrise ihrer Geschichte manövriert: Zu lange hat sie zu viele Autos gebaut, die niemand haben will.

Mindestens ebenso skandalös an dieser Verbrauchertäuschung ist die stillschweigende Komplizenschaft der Aufsichtsbehörden. Sie dulden es, dass sich die Autohersteller die vermeintliche Sparsamkeit ihrer Fahrzeuge selbst bescheinigen - und erfüllen damit ein zuverlässiges Merkmal einer Bananenrepublik, in der es zwischen dem Akteur und dem Kontrolleur keine Trennung gibt. Die deutschen Aufsichtsbehörden sollten es besser wissen und alle Herstellerangaben von unabhängigen Experten nachprüfen lassen.

Mit schärferer Aufsicht ist es aber nicht getan. Die Autohersteller müssen einen echten Bewusstseinswandel erleben und erkennen, dass Verbrauchertäuschung kein Geschäftsmodell ist. Wenn sie aber so weitermachen wie bisher, dann werden sie zweifellos dem Abgrund nur näher rücken.

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