Madonna, die heilige Mutter: Adoption mit Promi-Bonus

Madonna möchte nach ihrem ersten Adoptivsohn unbedingt noch ein zweites malawisches Kind - und geht dafür sogar vor Gericht. Warum sind Promis so adoptionsversessen?

Ich bin ein Star, holt mich hier raus? Nein - Madonna scheint sich in Malawi ganz wohl zu fühlen. Bild: ap

In der Promiwelt scheint es schon seit einiger Zeit ein angesagtes In-Accessoire zu geben, das Schoßhündchen, Designertaschen und Botox um Längen toppt: Ein Kind aus einem Dritte-Welt-Land. Angelina Jolie und Brad Pitt adoptierten Kinder aus Kambodscha, Vietnam und Äthiopien und Madonna geht gerade vor Gericht, um ihr zweites Adoptivkind zu beantragen.

Der Vergleich zwischen Mensch und Objekt ist hier durchaus bewusst gewählt, denn genau dieser Verdacht kommt einem in Anbetracht dieses Adoptionsbooms. "Bestellen" sich Schauspieler, Sänger und Models ihre süßen, dunkelhäutigen Kinder vielleicht nur, um ihr Image aufzupolieren? Haben sie Angst davor, sich die Figur mit einer Schwangerschaft zu ruinieren? Oder wollen sie etwa wirklich nur etwas Gutes tun? Spekulationen gibt es viele - denn wer reich und berühmt ist, muss sich damit abfinden, dass sein Leben und Handeln in der Öffentlichkeit breitgetreten wird. Was für die Betroffenen weniger schön ist, kann aber vielleicht gerade beim Thema Adoption helfen, Misstände sichtbar zu machen.

Aktuelles Beispiel ist Pop-Queen Madonna, die schon letztes Jahr wegen ihrer Adoption des damals 15 Monate alten David heftige Kritik auslöste. Sie habe die malawischen Adoptionsregeln nicht beachtet, hieß es, und sich dank ihres Promistatus das Kind "erkauft". Es stellte sich zwar heraus, dass angeblich alles mit rechten Dingen zugegangen sei, aber erstaunlich ist es schon, dass Madonna innerhalb so kurzer Zeit ein Baby adoptieren kann, während andere jahrelang sehnsüchtig auf ihr Kind warten müssen und sich mit Bergen an Formaliäten herumschlagen. Und natürlich wird das Treiben der Stars um Adoptivkinder gerade von Kinderschutzorganisationen und Wunsch-Adoptiveltern ohne Promistatus argwöhnisch beobachtet.

Jetzt möchte Madonna erneut ein malawisches Kind adoptieren. Sie lernte die ungefähr vier Jahre alte Mercy James vor zwei Jahren in einem Waisenheim kennen, das von ihrer Stiftung "Raising Malawi" betrieben wird. Die 18jährige Mutter des Kindes starb nach der Geburt, auch der Vater ist laut britischen Medienberichten nicht mehr am Leben, da er Aids hatte. Das Kind ist also eine Vollwaise, die Großmutter des Kindes lebt allerdings noch und hat angeblich mit dem Waisenhaus ausgehandelt, dass sie sich ab Mercys sechstem Lebensjahr um sie kümmern wird. Aus diesem Grund wehrt sie sich nun auch gegen die geplante Adoption und bezichtigt Madonna des Diebstahls.

Fakt ist: Laut malawischem Recht dürfen Alleinstehende und Geschiedene gar nicht adoptieren, außerdem müssen sich die Adoptiveltern zunächst für 18 bis 24 Monate zusammen mit dem Kind in Malawi aufhalten. Letztere Regel brach Madonna schon bei David, indem sie und ihr damaliger Mann Guy Ritchie ihn direkt mit nach London nahmen, obwohl die Adoption damals noch gar nicht rechtskräftig war. Auch der Fakt, dass normalerweise Paare unter 40 Jahren bei einer Adoption bevorzugt werden, scheint bei Madonna und ihren KollegInnen außer Acht gelassen zu werden.

Madonna jedoch ist das alles egal. Sie zieht jetzt sogar vor Gericht, um die Adoption durchzuboxen. Ob das zum Wohle der kleinen Mercy geschieht, kann bislang niemand wissen. Vielleicht geht es ihr ja besser bei einer Mutter, die genug Geld hat um sie auf eine gute Schule zu schicken und kommt mit der neuen Kultur problemlos zurecht. Auf jeden Fall wirbelt die Geschichte viel Wind auf - und der ist wichtig, um auf die Missstände aufmerksam zu machen, die beim Thema Adoption leider noch lange nicht ausgeräumt sind.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.