Der nächste Datenskandal: Auch Airbus hat gespitzelt

Der Flugzeugbauer Airbus hat die Kontonummern aller Beschäftigten systematisch mit Lieferantendaten abgeglichen, um Korruption zu bekämpfen. Gefunden wurde nichts.

Airbus: Das Unternehmen ist nicht ganz so transparent wie das Modell. Bild: dpa

HAMBURG taz Auch Airbus Deutschland hat seine Beschäftigten ausgespäht. Wie die Firma am Donnerstag einräumte, hat sie die Kontonummern aller Mitarbeiter mit denen von Zulieferern verglichen. Es habe sich um "eine unternehmensinterne Analyse mit dem Ziel der Korruptionsbekämpfung gehandelt". Die Überprüfung sei 2007 beendet und vom neuen Management jetzt dem Betriebsrat mitgeteilt worden.

Mit dem Abgleich der Kontonummern von Mitarbeitern und Lieferanten hatte der Datenskandal begonnen, der Bahn-Chef Hartmut Mehdorn kürzlich den Job gekostet hat. Bereits im Jahr 2005 hatte die Bahn 220.000 MitarbeiterInnen auf diese Weise überprüft und 125 Verdächtige ermittelt. Später wurde bekannt, dass die Bahn auch E-Mails mitgelesen hat. Einen ähnlichen Skandal gab es bei der Telekom.

Nach Auskunft von Airbus ist der Datenabgleich durch ein Audit ans Licht gekommen, das der neue Vorstand unter Führung von Gerald Weber im Dezember 2008 startete. Weber habe damit auf die öffentliche Diskussion über die Datenvergleiche reagiert. Das Audit habe ergeben, dass 22.000 MitarbeiterInnen in den Jahren 2005 bis 2007 kontrolliert worden seien. "In keinem Fall wurde ein Fehlverhalten festgestellt", heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Der Datenabgleich sei "zum damaligen Zeitpunkt als rechtlich zulässig angesehen worden".

Airbus-Sprecherin Nina Pretzlick räumte ein, dass der Betriebsrat hätte informiert werden müssen. Dem sei die damalige Geschäftsführung unter Vorsitz von Gerhard Puttfarcken nicht nachgekommen.

Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Hans-Joachim Menzel hält schon den Kontonummernabgleich für bedenklich, "weil er flächendeckend passiert ist, ohne eine Beschränkung auf bestimmte, sehr sensitive Bereiche". Die Datenschützer prüften jetzt, ob es einen Anlass für die Aktion gegeben habe. Die Beschäftigten hätten ihre Kontodaten nur an das Unternehmen weitergegeben, um ihr Gehalt überwiesen zu bekommen, sagte Menzel. Es sei fraglich, ob Airbus die Daten zu anderen Zwecken nutzen dürfe. Um Klarheit zu schaffen, forderten die Datenschutzbeauftragten ein Beschäftigten-Datenschutzgesetz.

Es sei bezeichnend, dass mit dem Datenabgleich kein Korruptionsfall aufgedeckt worden sei, sagte Jochen Bäumel vom Antikorruptionsnetzwerk Transparency International. "Das zeigt doch schon, wie widersinnig das ist." Besser sei es, die besonders gefährdeten Mitarbeiter auszumachen und mit ihnen über die Risiken zu sprechen. Zudem sei ein gutes Betriebsklima wesentlich.

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