die wahrheit: Gelichter der Großstadt

WILDE WELT DER TIERE Wo das Pelzige und Fellige wirklich daheim ist.

Bild: kriki

"Wildschwein, Fuchs und Biber ist die Großstadt lieber", sagt der Volksmund und beschreibt damit anschaulich den Trend zur Verstädterung in der Tierwelt. Wie unterscheidet sich nun aber ein tierisches Landei vom Stadtspezi?

Die städtischen Wildschweine sind deutlich unbefangener als ihre furchtsameren Vettern vom Lande, so spricht man gern augenzwinkernd von "Halbsowildschweinen", wenn man von Stadtschweinen redet. Kein Wunder, denn der gemeinen Stadtsau kann so leicht keiner was anhaben, da der Schusswaffengebrauch zum Beispiel in Berlin auf Neukölln begrenzt ist. So verwüsten die Vorstadtschweine Rabatten, Vorgärten und Parks derart professionell, dass die zuschauenden Grillfreunde vor Neid erblassen.

Auch der kluge städtische Ratefuchs ("Rate mal, wer hinter dir steht!") schätzt die schusswaffenfreie Zone, genau wie der emsige Coseywaschbär, der sich durch Autofensterputzen an belebten Straßenkreuzungen ein paar Nüsse dazuverdient. Urbane Fledermäuse sind längst von den harzigen Schlafbäumen in komfortable beheizte Hochhäuser umgezogen, und die hiesigen Wanderfalken walken gar anstatt zu flyen. So kommen sie leichter an die blöden Stadttauben heran, die unsere Bürgersteige bevölkern.

Sogar der häusliche Hausspatz ist in der Stadt zu Hause, er entspannt am liebsten in den Cafés der Umgebung und hat sich erfolgreich von Pferdeäppeln auf Croissants umgestellt.

Das sind alles Beispiele für tierische Migranten, denen die Integration in der Stadt geglückt ist. Verlierer unter den Stadttieren sind dagegen das Brauerei- und das Polizeipferd, die wegen ihres hohen Schadstoffausstosses von Autos ersetzt wurden. Auch die Beistellhunde, auf denen man in den Grünanlagen praktisch Gepäckstücke abstellen konnte, sind im Zuge der Sparmaßnahmen aus dem Stadtbild verschwunden. Und sogar eine Gegenbewegung auf das Land hat wieder eingesetzt: Die ersten Stadtflüchtlinge wurden gesichtet: Auswanderratten, die sich auf dem Land "selbst verwirklichen" wollen. Sie haben genug von feindseligen Stadtfüchsen und Wanderfalken und ziehen aus auf das gelobte Land mit all seinen Verheißungen. Diese Träumer nennt der Städter verächtlich feixend "Landratten", aber das stört diese wenig. Sie werden darüber vom Verhalten der netten Landfüchse hinweggetröstet, die ihrer Beute auch heutzutage noch jeden Abend höflich den Gute-Nacht-Gruß entbieten!

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kari

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