Industriefamilie Flick interessiert an AS Rom: Italienisches Monopoly

Der AS Rom steht zum Verkauf. Oder auch nicht. Das Monopoly um einen einst ruhmreichen Klub hält an. Jetzt sollen die Flicks Interesse haben. Die Fans träumen von der goldenen Zukunft.

Der AS Rom hat in der laufenden Saison eher mit Fouls als mit Siegen geglänzt. Fast kein Heimspiel beendete er mit elf Spielern. Bild: dpa

Preziose im Portfolio oder versiffter Palazzo?

ROM taz Ein großes Sportmonopoly steigt in Rom. Das Lieblingsspielzeug vieler Römer steht mal wieder zum Verkauf. Die Erben der Industriellenfamilie Flick haben Interesse am AS Rom bekundet. Am Tiber werden die Flicks als eine Mischung aus Hitler-Förderern und (Ex-)Daimler-Besitzern betrachtet. Diese Kombination hat kurze Verunsicherung ausgelöst. In einem Land, in dem der Ex-Faschist Fini selbst bei einigen Linken als letzter Hüter der Demokratie im Regierungslager gilt, war die Aufregung letztlich aber doch nicht so groß, wie man vielleicht an Rhein, Ruhr und Spree vermuten würde. Italiener und Italienerinnen sind einiges gewohnt.

Das verbreitete Kaufinteresse der Flicks zeitigte sogar positive Effekte. Der Börsenkurs schoss in die Höhe. Auch die Tifosi ohne Wertpapierportfolio jubelten. Neue Besitzer bedeuten frisches Geld, und das lockt Stars. Klub-Präsidentin Rosella Sensi hingegen ist eine nüchterne Sparerin - gezwungermaßen. Der Familienbesitz ist wegen der Fußballerkauforgien von Papa Franco arg geschrumpft. Ein Luxushotel, eine Mineralwassermarke, ein Erdgasspeicher mussten bereits abgegeben werden. Den AS Rom hat die 37-jährige Sensi, unterstützt von einer Riege gleichaltriger Damen, aber mit eiserner Hand wieder auf wirtschaftlich gesunde Beine gestellt.

Den Fans stinkt das. Brot knabbern sie zu Hause, für Spiele haben die Sensis zu sorgen. In Sparfrau Rosella sehen sie daher das größte Hindernis auf den Weg in eine goldene Zukunft. Als die Kunde von den Milliardären aus der Schweiz und aus Deutschland die Runde machte, schrieben die Fans mit großen Lettern "Rosella, vattene (Rosella, hau ab)" an die Mauern um das Trainingszentrum Trigoria.

Aber Rosella geht nicht. Der gelbrote Klub ist das einzige Dukatenscheißerchen der Familie. Er ist das Faustpfand gegenüber der Gläubigerbank Unicredit. Mit 280 Millionen Euro sind die Sensis verschuldet. Die Bank ist Minderheitsaktionär im Club.

Glaubt man dem internationalen Finanzmarkt, dann ist der herbeigeschriebene Verkauf längst wieder beerdigt. Die Kurve des Aktienkurses der Roma ist abgeflacht. Denn die Verhandlungen sind in einer Sackgasse angelangt. Der Onlinedienst Sporteconomy.it spekuliert, ob es überhaupt je ein ernsthaftes Interesse der Flicks an der Roma gegeben habe: "Was ist, wenn Flick nur der Anwalt Vinicio Fioranelli ist?" Fioranelli, Wortführer der Kaufinteressenten, ist ein vor allem in der Schweiz und Österreich aktiver Spielerberater.

Die Frage ist eh, ob der AS Rom überhaupt eine tolle Investition darstellt. Die Geld bringende Champions-League-Qualifikation ist so gut wie verpasst. Das einst brillante Pass-Spiel ist verschwunden. Statt miteinander zu kombinieren, bearbeiteten sich einzelne Spieler beim Training mit Schlägen und Tritten. Im Stadion sammelten sie Gegentore und Platzverweise. Jedes dritte Spiel bestritt die Roma in Unterzahl. Rosella Sensi hat deswegen Benimmkurse und Straftraining angesetzt. Trainer Spalletti stimmt diesen Maßnahmen nicht immer zu. Die Gerüchte über seinen vorzeitigen Weggang werden noch häufiger gestreut als die über einen Vereinsverkauf. Und erst im Januar wurde wegen der vielen Verletzungen der Vereinsarzt gefeuert: Kompetenter Ersatz aber wurde nicht eingestellt, stattdessen dürfen die früheren Assistenten munter weiter behandeln.

Wer die Roma kauft, erwirbt echte Strukturprobleme. Es ist einfacher, ein neues Haus zu errichten, als einen versifften Palazzo wiederherzustellen, der während der Bauphase weiter von den zerstrittenen Altmietern bewohnt wird.

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