Kommentar Commerzbank: Die Bank, die nicht "bad" sein will

Da nutzen alle Beschwichtigungen nichts, Tatsache ist, der Commerzbank geht es sehr schlecht. Sie ist es, die eine "Bad Bank" dringend nötig hat.

Die Commerzbank ist nicht pleite. Sie ist nicht pleite! Sie ist wirklich nicht pleite!!! Angesichts der Penetranz, mit der Bankchef Martin Blessing betont, die Commerzbank benötige kein weiteres Staatsgeld, muss man einfach misstrauisch werden. Zudem stellt sich die Frage, warum die Bundesregierung so dringend eine Bad Bank gründen will, wenn es der Commerzbank angeblich bestens geht. Denn sie wirkt wie der logische Adressat dieses Rettungsgesetzes. Schließlich soll es in seiner jetzigen Form nicht für die Landesbanken gelten, und für die Hypo Real Estate ist bereits eine staatliche Lösung gefunden worden. Wer bleibt also noch übrig als wichtiger Rettungskandidat - wenn nicht die Commerzbank?

Glaubt man einer internen Liste der Finanzaufsicht Bafin, dann geht es keinem privaten Institut so schlecht wie der Commerzbank: Auf 101 Milliarden Euro wird der Buchwert der Forderungen geschätzt, die durch die Finanzkrise an Wert verlieren könnten. Die Commerzbank selbst erwähnt in ihrem Quartalsbericht immerhin, dass sie gern Wertpapiere in Höhe von 38 Milliarden Euro auslagern würde. Problematisch sind zudem einige Großkredite an Firmen, die ein "Klumpenrisiko" bilden. Dazu gehört etwa Schaeffler, wo die Commerzbank mit fünf Milliarden Euro engagiert ist. Ach ja, und einer der größten Schiffsfinanzierer ist die Commerzbank auch noch - was für weitere Abschreibungen sorgen dürfte, befindet sich doch der Containertransport in der totalen Flaute.

Die Lage der Commerzbank ist also desaströs und wird sich auch auf Jahre nicht bessern. Aber diese Wahrheit soll dem Steuerzahler schonend beigebracht werden. Noch soll dieser glauben, dass sich die Bankenrettung von selbst finanziert. Wenn Bankchef Blessing fabuliert, ab 2012 wären Gewinne von vier Milliarden Euro möglich, dann will er nicht die Anleger täuschen - sondern die Wähler.

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Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).

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