Gewalt in Teheran: Toter bei Massendemo für Mussawi

Laut Augenzeugen soll die Polizei in die Demo der Mussawi-Anhänger geschossen und einen Menschen getötet haben. Mussawi forderte vor einer Million Menschen Neuwahlen und rief zur Mäßigung auf.

Mussawi (im Zentrum des Bildes stehend) fordert Neuwahlen, ruft seine Anhänger aber zur Mäßigung auf. : ap

Ein Verletzter wird von Demonstranten aus der Menge getragen. : ap

TEHERAN ap/rtr/dpa/afp | Bei der Massenkundgebung für den iranischen Präsidentschaftskandidaten Mir-Hossein Mussawi in Teheran ist am Montag ein Demonstrant gewaltsam ums Leben gekommen, zahlreiche Menschen seien verletzt worden. Das schilderte ein iranischer Fotograf.

Wie ein AFP-Korrespondent aus der Hauptstadt Teheran berichtete, fielen Schüsse, auch Tränengas wurde eingesetzt. Eine Rauchwolke über der Innenstadt stamme von brennenden Reifen und Mülleimern, auch mehrere Motorräder seien in Brand gesteckt worden. Zahlreiche Menschen verließen demnach den Ort der Kundgebung in Panik. Bereits am Wochenende waren die iranischen Sicherheitskräfte gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen.

Dass es im Zusammenhang mit der Demonstration gegen den vermeintlichen Betrug bei den Präsidentschaftswahlen zum Einsatz von Waffen gekommen ist, wird auch vom Staatsfernsehen gemeldet. "Es gab vereinzelt Schüsse da draußen, ich kann sehen, wie Menschen davonlaufen", sagte ein Reporter des iranischen englisch-sprachigen Senders Press TV.

Trotz des Demonstrationsverbots hatten sich im Zentrum der Stadt die Gegner des offiziell wiedergewählten Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad zur größten Kundgebung im Iran seit 30 Jahren versammelt. Teilnehmer sprachen von einer Million Demonstranten. Nur 1979, im Jahr der Islamischen Revolution, hatte es ähnliche Massenkundgebungen in Teheran gegeben.

Mit Bildern von Mirhossein Mussawi zogen sie zum Revolutionsplatz, wo der unterlegene Kandidat per Megafon seine Bereitschaft zu Neuwahlen bekräftigte. Er sei bereit, dabei anzutreten, sagte er. Es war der erste öffentliche Auftritt des Reformpolitikers seit den Präsidentschaftswahlen am Freitag, bei denen nach offiziellen Angaben Ahmadinedschad mit deutlichem Vorsprung siegte.

Aus Sorge vor einer Eskalation rief Mussawi seine Anhänger zur Mäßigung auf. Zugleich warf er Ahmadinedschad und dem Innenministerium erneut Wahlbetrug vor. "Wir haben euch gewarnt, wenn ihr uns betrügt, machen wir euch das Leben zur Hölle", riefen die Demonstranten. Am Kundgebungsplatz und in den umliegenden Straßen hatte ein massives Polizeiaufgebot Stellung bezogen. Die Sicherheitskräfte hielten sich allerdings zunächst zurück. "Polizei, Polizei, Danke", riefen die Demonstranten.

Augenzeugen berichteten, der frühere Reformpräsident Mohammed Chatami und der moderate Geistliche Mehdi Karrubi, ebenfalls Kandidat bei den jüngsten Wahlen, seien auch ins Stadtzentrum gefahren. Chatami sagte, das was bei diesen Wahlen geschehen sei, habe das Vertrauen in den Staat beschädigt. Augenzeugen beschrieben die Lage in Teheran als "äußerst gespannt". Immer wieder erschallten Slogans wie "Tod dem Diktator" oder "Wir sind hier, und wir bleiben hier". Ahmadinedschad verschob kurzfristig eine für Montag geplante Reise nach Russland.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.