Kommentar Iran-Großbritannien: Der größte Feind

Das Misstrauen gegenüber Großbritannien isr historisch bedingt: Statt Iran in napoleonischer Zeit gegen Russland zu unterstützen, übten die Briten Verrat und beuteten Bodenschätze aus.

Für die iranische Regierung ist Großbritannien und nicht US-Amerika der größte Widersacher: Ajatollah Ali Khamenei bezeichnete Großbritannien neulich als den "übelsten Feind" des Iran. Britische Banken sollen 1,6 Milliarden Pfund auf dem Konto des Khamenei-Sohns Mojtaba eingefroren haben. Der britische Botschafter in Teheran wird fast täglich ins Außenministerium zitiert, seine Ausweisung steht bevor. Bereits ausgewiesen wurde der BBC-Korrespondent, die Ausstrahlung des britischen Senders wird blockiert.

Ahmadinedschad warnte Gordon Brown, er solle endlich mit seiner Einmischung in iranische Angelegenheiten aufhören. Die Behauptungen, der britische Geheimdienst stecke hinter dem Selbstmordattentat und dem gescheiterten Anschlag auf ein Flugzeug vor kurzem im Iran, sind natürlich unsinnig, aber das Misstrauen gegenüber Großbritannien hat historische Gründe. Es geht auf napoleonische Zeit zurück. Damals versprachen die Briten Unterstützung, damit die Iraner die Russen aus dem britisch besetzten Indien fernhielten, doch die Briten verrieten sie und beuteten ihre Bodenschätze aus.

Londons liberale und neokonservative Elite ist überzeugt, dass westliche Demokratien eine transformatorische Kraft entwickeln, wenn sie in unterdrückte Gesellschaften exportiert werden. Dieser Glaube ist auch durch die Fehlschläge der Vergangenheit nicht erschüttert worden. Diese Leute ziehen die Demonstrationen im Iran als Argument dafür heran, dass man den Umsturz unterstützen müsse.

Im Februar 2003 demonstrierten in London Hunderttausende gegen den Irakkrieg. Das Recht auf freie Meinungsäußerung, selbst wenn sie massenhaft ausgedrückt wird, hat auch in Großbritannien noch nie die Entscheidungen der Staatsführung beeinflusst.

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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