Neuer Band zum DDR-Alltag: "Vergnügen 'Sex und Saufen' fand statt"

Vergnügen in der DDR- gab das überhaupt? Und wie gestaltete es sich? Ein neuer Sammelband erzählt von Leben und Spaß innerhalb der Mauer.

Alexanderplatz 1973: "Bei den FDJ-Jugendfestivals haben sich viele Leute vergnügt, wenn auch nicht immer so vorbildlich, wie es die sozialistische Moral und Ethik vorsah" Bild: dpa

Berlin. War die DDR ein Unrechtsstaat? War sie es nicht? Was ist wirklich in der DDR passiert? Bei einer reinen politischen Debatte über die Rechts- oder Unrechtsstaatlichkeit wird meistens das Verhältnis der DDR-Bürger zu dem Arbeiter- und Bauernstaat vergessen. Dieses Verhältnis lasse sich besser aus dem privaten alltäglichen Leben in der DDR ableiten als aus der Arbeitswelt, meinen Ulrike Häußer und Markus Merkel in einem Interview mit der sonntaz. 20 Jahre nach der Wende haben die beiden ein Buch über das Leben in der DDR herausgegeben (Panama Verlag, Berlin).

Den beiden Autoren ist es gelungen, zum ersten Mal wissenschaftliche Studien über das politische System der DDR und private Alltagsgeschichten seiner Bürger in einem Werk zusammen zu bringen. Beide Aspekte der DDR-Geschichte wurden bisher nur nebeneinander betrachtet. Auf der einen Seite findet ein "Wissenschaftliche Tanz um die Diktatur" statt, wie Markus Merkel die Debatte nennt, ob man die DDR unrechtsstaat nennen darf. Auf der anderen Seite entwickelt sich eine DDR-Ostalgie, die aus den privaten Alltagserfahrungen gespeist wird.

Denn auf der privaten Ebene habe es in der DDR Vergnügen gegeben, das sich nicht besonders von dem in der Bundesrepublik unterschieden habe. "Bei den FDJ-Jugendfestivals oder bei den Arbeiterfestspielen haben sich viele Leute vergnügt, wenn auch nicht immer so vorbildlich, wie es die sozialistische Moral und Ethik vorsah", finden die Autoren. "Das Vergnügen 'Sex und Saufen', in einem Text von Harald Hauswald sehr persönlich beschrieben, fand auch auf den staatlich geförderten Frauentagsfeiern statt."

Doch gesellschaftspolitisch habe die SED versucht, Kultur und Unterhaltung eine klare politische Richtung zu geben. Was sich zwangsläufig in die Freizeitgestaltung und Vergnügungsarten widerspiegelte. "Wer 1980 als Punk zu heimlich organisierten Konzerten reiste, konnte hingegen schnell im Knast landen", sagt Markus Merkel.

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