Kommentar AKW Krümmel: Hinter Vattenfall steht Schweden

Damit sein Ruf nicht geschädigt wird, verlangt Schweden von Vattenfall nun höchste Sicherheit der AKW's.

Schwedens Regierung hat erstmals auf die Vorgänge im AKW Krümmel reagiert. Sie verlangt von Vattenfall, dass die Sicherheit seiner Atomkraftwerke höchste Priorität haben solle. Was also offenbar keine Selbstverständlichkeit ist.

Vattenfall ist ein schwedisches Staatsunternehmen. Der schwedische Staat verantwortet als alleiniger Eigentümer das, was Vattenfall tut oder nicht tut. Es ist letztendlich der schwedische Staat, der durch Vattenfalls Kohlekraftwerke in Deutschland und Polen die Atmosphäre mit mehr CO2 aufheizt, als ganz Schweden freisetzt. Es ist letztendlich der schwedische Staat, der mit Schrottreaktoren Leben und Gesundheit gefährdet. Oder wie schwedische Zeitungen am Wochenende schlagzeilten: "Schwedischer Atomstrom schaltet in Hamburg die Ampeln aus."

Dass Vattenfall nicht irgendein privater Akteur ist, bietet ein Druckpotenzial, das man in Deutschland noch nicht ganz erkannt zu haben scheint. Wenn schon der deutsche Wirtschaftsminister nicht seine für Vattenfall verantwortliche schwedische Kollegin anrufen will - Umweltminister Sigmar Gabriel kann sich ja die Nummer heraussuchen lassen, wenn sein Herumpoltern mehr als Theaterdonner sein soll.

Ministerin Maud Olofsson würde ihm vermutlich sagen, dass der Staat als Eigentümer nicht in die laufenden Konzerngeschäfte eingreifen könne. Tatsächlich pflegt Stockholm aber auf jegliche Kritik von außen ausgesprochen hellhörig zu reagieren. Wird da doch am schwedischen Selbstverständnis gekratzt, ein weltweit strahlendes Vorbild zu sein. Dass Schweden derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, könnte die Schmerzempfindlichkeit Stockholms für den Hinweis auf die Gleichung Vattenfall = schwedischer Staat noch erheblich steigern.

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Lebt in Schweden, schreibt seit 1985 für die taz.

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