Kommentar Schleswig-Holstein: Flotter Dreier

Die Anbiederung der Grünen an die Konservativen zeigt, wie die Politik in Schleswig-Holstein baden geht. Statt dessen sollten die Grünen den Weg zur ersten rot-rot-grünen Landesregierung nicht verbauen.

Nächster Akt im Schmierentheater Schleswig-Holstein: Der noch amtierende Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) hat im Zusammenhang mit dem Millionenbonus an den Chef der HSH Nordbank nicht nur das Parlament belogen. Er kriegt auch noch Zustimmung einiger führender Grüner. Auch wenn sie sich offiziell auf keine Koalitionsaussage einlassen, hat ihr Chef Robert Habeck das Jamaika-Angebot an die CDU nicht zurückgenommen.

Das ist nicht nur taktlos gegenüber dem einstigen Koalitionspartner, der SPD, mit der sie programmatisch weiterhin mehr verbindet als mit den Stockkonservativen der Nord-CDU. Die Anbiederung zeigt, wie die Politik in Schleswig-Holstein insgesamt baden geht - auch bei den Grünen.

In der Männerfehde zwischen Carstensen und seinem sozialdemokratischen Widersacher Ralf Stegner droht unterzugehen, dass Carstensen den Schwung guter Umfragedaten nutzen wollte, um sich des ungeliebten Koalitionspartners zu entledigen. Der Verdacht liegt nahe, dass er mit dreckigen Methoden die Koalitionskrise inszeniert hat, um rasch wiedergewählt zu werden, bevor weitere kostspielige Wahrheiten über die skandalumwitterte Landesbank ans Licht kommen.

Das Eingeständnis Carstensens, mit der Wahrheit "ein bisschen flott" umgegangen zu sein, hätte dazu führen müssen, dass er nicht wieder als Spitzenkandidat antritt. Wenigstens von den Grünen im Kieler Politzirkus wäre zu erwarten gewesen, dass sie den Übeltäter der CDU beim Namen nennen. Stattdessen liebäugeln sie mit Jamaika.

Dabei ist ein CDU-Sieg bei Neuwahlen keineswegs ausgemacht. Erstmals könnte auch Die Linke in Schleswig-Holstein die Fünfprozenthürde schaffen. Angesichts des Pannenreaktors Krümmel und den gemeinsamen Vorstellungen vor allem in der Bildungspolitik sollten die Grünen die letzten sein, die den Weg einer ersten rot-rot-grünen Landesregierung verbauen.

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war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.

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