Kommentar China-USA-Gipfel: Vorreiterrolle für Peking

Die G2 aus China und den USA ist derzeit wahrscheinlich die einzige Konstellation, die tatsächlich imstande ist, für die notwendigen Umwälzungen im Weltfinanzsystem zu sorgen.

Wenn US-Präsident Barack Obama erklärt, das Verhältnis zwischen seinem Land und China werde "das 21. Jahrhundert formen", dann hat das nichts mit Kraftmeierei zu tun, um dem Rest der Welt zu zeigen, wo künftig die Musik spielt. Obama spricht nur das aus, was längst Realität ist.

Der größte Schuldner und der größte Gläubiger dieser Welt haben sich in den vergangenen zwei Tagen in Washington getroffen, um über die internationale Finanzkrise und deren Auswirkungen zu diskutieren. Das ist nur folgerichtig, haben beide Länder doch in besonderem Maße zur derzeitigen Weltwirtschaftskrise beigetragen: Das eine Land, in dem es über seine Verhältnisse lebt und konsumiert. Das andere, indem es zu viel und zu billig produziert, die dennoch horrenden Einnahmen aber hortet oder wieder zurück an den Schuldner als Kredit vergibt.

Mit schwindelerregenden 1.400 Miliarden Dollar stehen die USA aktuell allein bei den chinesischen Staatsbanken in der Kreide. Wäre das Reich der Mitte mit den Vereinigten Staaten zu einer Volkswirtschaft zusammen gefasst - die Handelsbilanz wäre ausgeglichen.

Es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob die sino-US-amerikanischen Beratungen ranghoher Minister in Washington der Auftakt einer neuen Supermachtachse darstellt: die G2. Wenn auch genauso wenig demokratisch legitimiert wie alle anderen G-Treffen - wahrscheinlich ist: Nach den dürftigen Ergebnissen beim letzten G8-Gipfel in L'Aquila und dem ebenfalls nicht viel versprechenderem G20-Treffen Ende September in Pittsburgh ist eine G2 derzeit die einzige Konstellation, die tatsächlich imstande ist, für die notwendigen Umwälzungen im Weltfinanzsystem zu sorgen.

Besonders Peking könnte eine Vorreiterrolle einzunehmen. In China sind die Banken bereits verstaatlicht.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.