Deutsche Industrie stockt: Telefonieren bleibt angesagt

Die Halbjahreszahlen fallen meist mau aus. Die Gewinne gehen zweistellig zurück. Vor allem der Maschinenbau ist betroffen. Mobilfunkunternehmen hingegen machen weiter Profite.

Deutschlands Industrie stockt. Auch der Job dieses Maschinenbauers ist bedroht. Bild: ap

BERLIN taz | Die Halbjahresbilanzen der deutschen Unternehmen sind noch von der Krise geprägt. Zweistellige Rückgänge bei Umsatz und Gewinn waren auch bei den am Donnerstag veröffentlichten Zahlen der Normalfall. Es gab aber Ausnahmen. Und auch die Verlierer präsentieren sich unterschiedlich gut: Während die einen tief in den Miesen stecken, schreiben die anderen immer noch Gewinn - oft erkauft durch harte Sparprogramme und Stellenabbau.

Am schlimmsten trifft es den Maschinenbau, der 46 Prozent weniger Aufträge bekam als im Vorjahr. Im Dreimonatsvergleich April bis Juni sackte die Nachfrage sogar um 51 Prozent. Immerhin: Der Einbruch begann nach dem Rekordjahr 2008 auf hohem Niveau.

So halbierte der Spezialmaschinen- und Anlagenbauer GEA seinen Quartalsüberschuss, blieb aber mit 32,4 Millionen Euro im Plus. Das ist Konzernchef Jürg Oleas nicht genug: Statt der bislang vorgesehenen 800 sollen nun 1.300 der 21.000 fest angestellten Mitarbeiter gehen.

Bei den Banken profitierte die Postbank von Steuereffekten. Ihr Minus von 69 Millionen Euro schrumpfte aufgrund von Steuergutschriften auf 14 Millionen zusammen. Auf das Halbjahr gesehen, kam sie damit sogar auf einen Gewinn von 70 Millionen Euro - auch wenn das nur ein Drittel des Vergleichswertes aus dem Vorjahr ist.

Von den Dax-Unternehmen machte Siemens zwar - inklusive dem Verkauf von Werkswohnungen und der Fujitsu-Siemens-Computersparte - einen immer noch sehr ordentlichen 1,32 Milliarden-Gewinn. Weil aber zugleich die Aufträge um 28 Prozent zurückgingen, kündigte der Konzern an, weitere 1.600 Stellen zu streichen, die meisten davon bei den ausländischen Töchtern.

Auch beim Chemieunternehmen BASF zeigt sich noch keine Wende. Im zweiten Quartal lag der Gewinn um 74 Prozent unter dem Vorjahr. Der Konzern drohte nun auch den Aktionären, sie müssten sich "auf Einschnitte gefasst machen". Die Beschäftigten tun das längst. Von den 97.000 Stellen sollen allein in diesem Jahr 2.000 wegfallen.

Der Nutzfahrzeughersteller MAN baute im ersten Halbjahr bereits fast 3.700 Stellen ab - angeblich ohne Kündigungen. Trotzdem blieb er mit einem Ergebnis von 27 Millionen Euro im zweiten Quartal nur knapp im schwarzen Bereich. Das war ein Minus von 94 Prozent. Ähnlich stark verringerten sich die Gewinne von Lufthansa (90 Prozent) und Volkswagen (81 Prozent).

Wer nun gedacht hätte, bei diesen düsteren Nachrichten griffen die Verbrauche öfter zum Bier, irrt: Die Brauereien verkauften im ersten Halbjahr mit 49,3 Millionen Hektolitern so wenig Gerstensaft wie nie seit Beginn der gesamtdeutschen Statistik 1991.

Gewinn machen dagegen die Mobilfunkanbieter. O2 verdiente im ersten Halbjahr 27 Prozent mehr als vor einem Jahr. Offenbar ist das Bedürfnis, sich in der Krise auszutauschen, größer als das, sich mit Bier zu betrinken.

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