Kommentar zum Genfrei-Logo: Einheitlich, aber nutzlos

Den Verbrauchern wird das neue Siegel wenig nutzen. Besser wäre eine Verpflichtung, Genprodukte zu kennzeichnen.

Hört sich gut an, reicht aber nicht: Bundesagrarministerin Ilse Aigner hat ein einheitliches Logo für gentechnikfreie Lebensmittel vorgestellt, das Hersteller und Händler freiwillig auf ihre Etiketten drucken können. Dem Verbraucher wird dieses Siegel wenig nutzen.

Denn es ist unwahrscheinlich, dass sich das Logo durchsetzt. Schon bisher konnten Hersteller ihre gentechnikfreie Ware mit einem eigenen Siegel kennzeichnen. Trotzdem verzichten die meisten darauf - schließlich könnte die Auszeichnung kritische Kunden von Genprodukten abhalten. Daran wird ein einheitliches Siegel nichts ändern.

Abgesehen davon ist schon der Ansatz falsch. Immerhin bedeutet das Logo für die Lieferanten gentechnikfreier Lebensmittel zusätzliche Kosten, die sie an die Konsumenten weitergeben. Den Preis aber sollten die Verursacher des Problems zahlen: Produzenten, die auf Gentechnik setzen.

ist Redakteur im Ressort Ökologie und Wirtschaft.

Diese Firmen muss der Staat verpflichten, wirklich alle Genprodukte als solche auf der Verpackung zu entlarven. Dann kann man sich ein "Ohne Gentechnik"-Logo sparen. Derzeit sind die Unternehmen nur bei pflanzlichen Lebensmitteln verpflichtet, auf einen Gentechanteil hinzuweisen. Das gilt nicht für Fleisch, Milch oder Eiern von Tieren, die gentechnisch verändertes Futter bekommen haben. Dabei werden rund 80 Prozent der transgenen Pflanzen - zum Beispiel Soja - verfüttert. So können Verbraucher kaum entscheiden, ob sie mit ihrem Einkauf die umstrittene Technik unterstützen oder boykottieren.

Ministerin Aigner argumentiert, die Europäische Union erlaube keine verpflichtende Kennzeichnung tierischer Genprodukte. Mag sein. Aber der Wille der EU ist nicht gottgegeben, sondern wird maßgeblich von Deutschland mitbestimmt - in Verbraucherfragen auch von der CSU-Politikerin.

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Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.

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