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Facebook steht in der KritikTreffpunkt für Antisemiten

Das größte soziale Netzwerk gibt Holocaustleugnern ein Forum. Ein Verstoß gegen die Rechtslage einiger Länder - und die eigenen Nutzungsbestimmungen.

Der Initiative gegen Holocaustleugner haben sich mehr als 70.000 Facebook-User angeschlossen. Bild: screenshot facebook.com

Auf Facebook kann man mit Freunden chatten, Filme und Bilder bewerten und sich über Gott und die Welt austauschen. Und den Holocaust leugnen: "Der Holocaust: eine Serie von Lügen"; "der Holocaust ist ein Holohoax"; "der Holocaust ist ein Mythos". Auch solche Foren gibt es auf der sehr beliebten Internetplattform. Um echte Diskussionen geht es dabei jedoch nicht: Vielmehr verbirgt sich hinter der Holocaustleugnung die einschlägig bekannte antisemitische Hasspropaganda.

Barry Schnitt, Sprecher von Facebook, sieht derartige Gruppen zwar als problematisch an, ist jedoch der Ansicht: "Wir wollen, dass die Seite ein Ort ist, wo Menschen alle Arten von Ideen diskutieren können, auch kontroverse." Die Diskussion kontroverser Ideen liest sich dann so: "Juden sind Schlangen und sie sind alle Lügner, sie sind die größte Krankheit, die die Welt je erlebt hat", schrieb der Nutzer Jambrek Prosinecki am 25. Februar diesen Jahres.

Der amerikanische Anwalt Brian Cuban wirft Facebook in seinem Blog Ignoranz und die fehlende Durchsetzung der eigenen Nutzungsbestimmungen vor. In der "Erklärung der Rechte und Pflichten" von Facebook ist unter anderem festgelegt, dass Inhalte gelöscht werden, die hasserfüllt, diskriminierend oder rechtswidrig sind. Zum Vergleich: Facebook hat das Foto einer stillenden Mutter mit der Begründung gelöscht, dies sei obszön und könne die Gefühle einiger Nutzer verletzen.

Dass die Holocaustleugnung nicht als antisemitische Hetze erkannt wird, sondern als "kontroverse Idee" diskutabel sein soll, können die weltweit gut (und dank Facebook nun noch besser) vernetzten Holocaustleugner als Erfolg verbuchen. Denn sie berufen sich stets darauf, nur Meinungen zu einem kontroversen Thema äußern zu wollen, obwohl sich hinter den falschen Tatsachenbehauptungen bekannte antisemitische Muster verbergen, wie zum Beispiel das Märchen von der jüdischen Weltverschwörung.

Holocaustleugner täuschen ein scheinintellektuelles Wahrheits-findungsinteresse vor, um in Berufung auf die Meinungsfreiheit ihre Hassreden zu verbreiten. Dass Facebook dies nicht erkannt haben will findet der Jurist und Harvard-Professor Alain M. Dershowitz fatal: "Es ist unakzeptabel und gefährlich, wenn die Betreiber von Facebook argumentieren, dass die Holocaustleugnung keine Hassrede darstellt. Alle Holocaustleugner sind himmelschreiende Antisemiten".

Die Betreiber von Facebook gehen Holocaustleugnern auf den Leim. Sie erkennen nicht nur den wahren Charakter der Holocaustleugnung nicht. Sie lassen sich zudem von den Holocaustleugnern unwahre Tatsachenbehauptungen als Meinungen vormachen, wie ein "X" für ein "U". Auch der Gründer von Facebook, Mark Zuckerberg, der des Antisemitismus unverdächtig ist, gerät nun in die Kritik. Die "Jewish Internet Defense Force" JIDF, die gegen Antisemitismus im Netz kämpft, fordert: "Get some Chutzpah, son, and do the right thing".

In Israel, Deutschland, Frankreich, Österreich, der Schweiz, Polen und vielen anderen Ländern ist das Leugnen des Holocaust verboten. Dort muss Facebook derartige Gruppen in der Regel löschen. Doch selbst in Deutschland sind negationistische Inhalte oft über Monate hinweg aufrufbar. In den USA brauchte es eines massiven Protestes, bis Facebook zwei von fünf Foren mit antisemitischen Hassreden geschlossen hat.

Die zögerliche Reaktion zeigt: Facebook fürchtet offenbar um den Verlust eines Teils ihrer eher zensurabgeneigten Community. Diese aber übt ihrerseits weiter Druck auf die Plattform aus, bildet Gruppen, betreibt Diskussionsforen und schreibt Petitionen. Über 70.000 Nutzer haben sich allein der Gruppe "United against Holocaust Denial on Facebook" angeschlossen.

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