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Streit um Kircheneinfluss in KroatienKeine Kruxifixe im Klassenzimmer

Präsident Stipe Mesic kritisiert die wachsende Macht der katholischen Kirche. Diese müsste klar vom Staat getrennt sein. Dafür wurde er von der Kirchenpresse als Kommunist beschimpft.

Das Kruzifix gehört dem Präsidenten zufolge in die Kirche und nicht ins Klassenzimmer. Bild: reuters

SPLIT taz | Kroatiens Präsident Stipe Mesic hat sich mit der katholischen Kirche angelegt und deren wachsende Macht im Staat kritisiert. Kruzifixe hätten in öffentlichen Gebäuden, in den Schulen und in der Armee nichts zu suchen, denn dort gebe es nicht nur katholische Staatsbürger, sagte er unlängst. Zudem beklagte sich Mesic darüber, dass zu viel staatliche Mittel in den Bau von Kirchen flösse. Diese Kosten müßten die Kirchen selbst tragen.

Mit seinen Äusserungen löste der Präsident einen Sturm der Entrüstung bei den Katholiken aus. Besonders scharf äußerte sich die Stimme des Konzils, eine katholische Wochenzeitung, die Mesic' Position mit den ruchlosen Taten der Kommunisten verglich. Auch diese seien schließlich nicht davor zurückgescheut, die Kirche zu verfolgen. Das Kruzifix und die katholische Kirche seien jedoch nun einmal untrennbar mit der kroatischen Identität verbunden, schallte es aus einhellig aus dem katholischen Blätterwald.

Auch der Priester in einem 4000-Einwohner-Dorf in der Nähe von Split, der seine Messen über Lautsprecher verbreiten lässt und von den Leuten hinter vorgehaltener Hand "der kleine Taliban" genannt wird, fuhr solche schweren Geschütze ins Feld. Er geisselte den Präsidenten als Kommunisten.

Der oberste Klerus jedoch versuchte am vergangenen Sonntag wiederetwas zurück zu rudern. "Kardinal Bozanic will keinen Krieg gegen Mesic", titelte am Montag die überegionale Tageszeitung, Jutarnji List. Aber die Kirche äußerte sich befremdet über die Rolle der Medien in diesem Konflikt und griff die Journalisten an.

In der Tat hat sich in der kroatischen Medienlandschaft einiges geändert. Erstarrten noch vor wenigen Jahren die meisten Journalisten in Ehrfurcht vor den kirchlichen Autoritäten, so ist jetzt ein anderer Geist eingezogent. Weder das Fernsehen noch die meisten unabhängigen Zeitungen stellten sich eindeutig hinter den Klerus.

Der 2004 mit fast 60 Prozent der Stimmen gewählte populäre Staatspräsident Stipe Mesic, dessen Amtszeit Anfang des kommenden Jahres ausläuft, bekam Raum für die Darstellung seiner Position: Staat und Kirche müssen voneinander getrennte Institutionen sein.

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11 Kommentare

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  • A
    aso

    @ kulu:

    Sehr schön ausformulierte Satire. Gibt’s da Comedians, die damit auftreten?

  • K
    kulu

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    von ufo39 an Lea

    Die Christen beten kein Kreuz an, meines Wissens auch die Katholiken nicht. Das Kreuz ist eine Erinnerung daran, dass Jesus von Nazareth, der in unsere Welt geborene Gottes Sohn ist, für uns Menschen am Kreuz von Golgatha gestorben, um zwischen Gott, dem Vater, uns uns Menschen Frieden zu schaffen, indem durch seinen Tod am Kreuz jeder die Vergebung seiner Sünden bekommen kann, so er sie denn für sich dankbar annehmen will.

    Nicht das Kreuz, sondern dass Jesus für uns ans Kreuz gegangen ist, ist der Grund der Anbetung von uns Christen.

    Lea, ich will Ihnen gewiss nicht zu nahetreten, aber ich habe den Eindruck, dass Sie über das, was Christen glauben und ihnen überaus wertvoll ist,sehr wenig wissen. Haben Sie denn überhaupt schon einmal in der Bibel gelesen? Dann empfehle ich Ihnen, sollten Sie keine haben, sich doch eine von einer christlichen Buchhandlung zu besorgen. Lesen Sie zum Beispiel im Neuen Testament in der Bibel vielleicht zum Anfang das Evangelium des Johannes, besser aber noch intensiver. Dieses interessierte Lesen in der Bibel - sie ist ja das Wort Gottes - könnte auch für Sie der Anfang einer Gottesbeziehung werden, die für Christen das Zentrum ihres Lebens ist, was sie nie mehr missen mögen.

    Ich wünsche Ihnen, dass Sie beim interesierenden Nachforschen, was es mit der guten Nachricht Gottes an uns bzw. dem, was Christen fröhlich glauben, auf sich hat

  • A
    aso

    @ Peter Maas:

    „...Wie kommst du dazu, Aussagen über Gott zu machen? Definiere bitte "Gott"...“:

     

    Gott ist abstrakt. Da dies genauso wenig vorstellbar ist, wie etwa die „Unendlichkeit“ des Weltalls,

    wird er für/von Bewußtseinsebenen, denen das über die Vorstellungskraft geht, personifiziert.

    Das ist natürlich Kindergarten, und ein reines Hilfsmittel für das Unvorstellbare (etwa wie Weihnachtsmann für Erwachsene).

     

    Gott ist nicht beschreibbar, da er noch vor den Dualitäten steht, weder Anfang noch Ende, noch sonst eine Beschreibung zuläßt. Eine Beschreibung, Gott ist wie...ist nicht möglich, da Vergleiche und Unterscheidungen erst ab der Ebene der Dualitäten stattfinden.

     

    Zwar kann weder die Existenz, noch die Nichtexistenz Gottes bewiesen werden, es scheint jedoch 99,9 % für die Nichtexistenz zu sprechen.

     

    Indem es Leute gibt, die an das was sie Gott nennen glauben, gewinnt es eine geistige Energie, die sich auf das Kollektive Unbewußte auswirkt.

     

    Da Religion irrational ist, könnte man ebenso gut an Harvey, oder das fliegende Spaghetti-Monster

    glauben, was, falls von vielen Gläubigen geteilt, auf energetischer Ebene ähnliche Auswirkungen hätte.

    Das Nichtexistente wird durch den Glauben daran wie ein Akku aufgeladen, und gewinnt dadurch Existenz.

    Ein Gott, an den keiner glaubt, hat diese durch die Gläubigen aufgeladene Energie nicht, und eben auch keine Existenz.

  • PM
    Peter Maas

    @Tobias

    "...trotzdem laufen vor allem Frauen in diese sog. Kirchen. Was ist eurer Meinung nach der Grund dafür?

    Die Antwort ist einfach: Frauen sind nun mal nicht sonderlich intelligent"

     

    Du vermutlich auch nicht, sonst wäre dir aufgefallen, dass du eine analoge Argumentation auf die Männer anwenden könntest, die sich von der Kirche ihre Sexualität nehmen lassen.

     

    Frage an alle Katholiken/-innen, denen die katholische Religionsbürokratie und die Arroganz des Vatikans stinkt: Warum geht ihr nicht einfach zu den Altkatholiken? Gleiche Religion, aber ohne Papst, dafür mit Frauenordination, Priesterehe und demokratischer Gemeindeverfassung.

     

    Schließlich geht es doch um eine Überzeugung und nicht um eine Vereinsmitgliedschaft. Oder?

  • PM
    Peter Maas

    @aso:

     

    "Gott ist jenseits der Dualitäten von yin und yang, sondern beides zugleich, also Eins (mit Allem)..."

     

    Wie kommst du dazu, Aussagen über Gott zu machen? Definiere bitte "Gott".

     

    Was bedeutet es, wenn etwas "Eins mit Allem" ist?

     

    a) Ist es mit allem identisch?

    b) Ist es von allem ununterscheidbar?

    c) Befindet es sich an allen Orten?

  • N
    Niemand

    Ich bin zwar weder Katholik, noch Christ, aber meiner Meinung nach beten die Christen nicht das Kreuz an, sondern Maria, andere Heilige oder Gott direkt, je nach Konfession. Das Kreuz ist nur das Symbol für das Leiden Jesu, der es schließlich für alle tat. Das man den Kleinen ins Gedächtnis rufen will. Denke ich mal. Trotzdem finde ich es sehr gut, dass sich Mesic dagegen einsetzt, sie überall zu verteilen. Trotzdem ist ein solches Verhalten nur Symbolpolitik. Wichtiger ist was den Kindern und Menschen generell, beigebracht wird. Ob sie zum Beispiel zum Beten oder rechtfertigen mittels christlicher Moral gezwungen werden.

    Theoretisch könnten überall Kreuze als Denkmäler an die Vergangenheit hängen, welche ja überall in Europa stark, wenn auch nicht ausschließlich, mit dem Chritstentum verbunden ist.

  • A
    Anna

    Liebe Lea,

     

    es ist interessant, dass patriarchalische Institutionen weiterhin für Frauen attraktiv sind. Ich denke, es liegt daran, dass es Sicherheit gibt, in den Strukturen zu verharren, die man/frau von klein auf gelernt hat. Ich kenne viele traditionalistische Frauen, die total frauenfeindlich sind und das Priesteramt für Frauen ablehnen. Sie haben eben ein sehr negatives Frauenbild.

     

    Ich finde das sehr schrecklich. Dennoch kennen ähnliche Dinge sicher viele Frauen aus ihrem Alltag: Dass sie bestimmte Dinge lieber Männern überlassen, weil sie sich unsicher fühlen.

     

    Jedenfalls: Es bleibt viel zu tun, bis Frauen und Männer gleichgestellt sind. Und die Kirche arbeitet schön daran, dass es nicht allzu schnell geht...

     

    Herzliche Grüße

    Anna

  • A
    aso

    @ Lea:

    "...einen Gott, aber keine Göttin...":

     

    Gott ist jenseits der Dualitäten von yin und yang, sondern beides zugleich, also Eins (mit Allem)...

  • T
    Tobias

    Lea: "Daraus folgt in meiner Logik: Die Katholen sind in Theorie und Praxis frauenfeindlich. Aber trotzdem laufen vor allem Frauen in diese sog. Kirchen. Was ist eurer Meinung nach der Grund dafür?"

     

     

    Die Antwort ist einfach: Frauen sind nun mal nicht sonderlich intelligent.

  • D
    Domas

    Ein Lob dem Präsidenten der Kroaten,

     

    die sich scheinbar noch ein paar Errungenschaften bewahrt haben und nicht im Filz von Staat und Kirche untergehen, wie die Deutschen.

  • L
    Lea

    Kann mir das mal eine oder einer erklären: Diese Katholen haben in ihren mythisch formulierten Denkansätzen einen Gott, aber keine Göttin. In ihrer Institution haben sie Priester, aber keine Priesterinnen. Daraus folgt in meiner Logik: Die Katholen sind in Theorie und Praxis frauenfeindlich. Aber trotzdem laufen vor allem Frauen in diese sog. Kirchen. Was ist eurer Meinung nach der Grund dafür?

     

    Und was wollen sie mit dem Kreuz? Das ist doch ein römisches Schafott, wie die Guillotine oder der elektrische Stuhl. Wäre es pädagogisch wertvoll, wenn man einen elektrischen Stuhl im Klassenzimmer aufstellt? Das können ja nicht mal extreme Faschos oder Masos wollen. Warum beten die Katholen ein römisches politisches Unterdrückungsinstrument an, ein Kreuz, ein Gerät zum brutalen langsamen Totfoltern. Wenn die Katholen nichts anderes als ihr Hauptsymbol anbieten können, scheinen sie absurd zu sein. Und für Schulkinder sehr, sehr bedenklich.