IAB-Studie zur Kurzarbeit: Beschäftigte büßen Milliarden ein

Eine IAB-Studie zu Kurzarbeit belegt, dass Beschäftigte drei und die Betriebe fünf Milliarden Euro verlieren. Zudem muss die Arbeitsagentur weitere sechs Milliarden zuschießen.

Leere Stühle, stille Bänder: Die Wirtschaftskrise bringt immer mehr Kurzarbeiter hervor. Bild: dpa

BERLIN taz | Rund 1,1 Millionen Menschen werden in diesem Jahr im Durchschnitt in Kurzarbeit sein. Das kostet. Und die Betriebe müssen dafür voraussichtlich fünf Milliarden Euro aufwenden, schätzen Experten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg.

Aber auch die betroffenen Beschäftigten müssen auf Geld verzichten: Ihr Einkommensverlust liege bei rund drei Milliarden Euro netto, heißt es in der IAB-Studie. Außerdem fallen im Jahr 2009 Ausgaben für das Kurzarbeitergeld an, die von der Bundesarbeitsagentur (BA) und damit letztlich von den Beitragszahlern zu tragen sind. Die Forscher errechneten dafür einen Betrag von rund sechs Milliarden Euro.

Die finanziellen Lasten der Kurzarbeit seien also "auf mehrere Schultern verteilt - Arbeitnehmer, Betriebe und Beitragszahler", erklärten die IAB-Forscher Hans-Uwe Bach und Eugen Spitznagel. Bei Kurzarbeit wird die Arbeitszeit abgesenkt, für die dadurch ausfallenden Lohnanteile bekommen die Beschäftigten von der BA ein Kurzarbeitergeld, das zwischen 60 und 67 Prozent des fehlenden Lohnes liegt. Obwohl die Betriebe also für ausgefallene Stunden keine Löhne und Gehälter zahlen, bleibt ihnen jedoch ein Teil der Personalkosten, die sogenannten Remanenzkosten. Dazu zählen etwa Sozialversicherungsbeiträge und Gelder für tariflich vereinbarte Aufstockungen des Kurzarbeitergeldes.

In den ersten sechs Monaten der Kurzarbeit zahlt die BA nur die Hälfte der Sozialbeiträge des ausfallenden Lohnes, daher liege der Anteil dieser Remanenzkosten für die Unternehmen bei 35 Prozent des gekürzten Entgeltes. Mit der Vollerstattung der Beiträge nach dem sechsten Monat Kurzarbeit verringere sich der Arbeitgeberanteil im Schnitt auf 24 Prozent. Wenn die Betriebe Zuschüsse vereinbart haben, die den Beschäftigten 90 Prozent vom Nettolohn garantieren, dann könnten die Kosten auf 48 Prozent steigen, heißt es in der Studie.

Die Unternehmen sparen durch die Kurzarbeit aber auch Entlassungs- und Wiedereinstellungskosten, betonen die Forscher. So fallen etwa die Kosten für Abfindungen weg.

Dass die Betriebe für die ausgefallenen Stunden eigene Kosten verbuchen müssen, wirke "Mitnahmeeffekten", also Missbrauch, entgegen, heißt es in der Studie. Im Durchschnitt verringern Kurzarbeiter ihre Arbeitszeit um rund 38 Prozent.

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