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die wahrheitFinnische Familie

Der Finne ist der Ostwestfale Europas. Darum wohl hat sich mein ostwestfälischer Bruder in eine Finnin verliebt. Sie heißt Sini, und ich habe nun einen finnischen Bruder: Axel.

Im Rahmen der allgemeinen Familienzusammenführung mit Schwägerin, Schwiegereltern und den unvermeidlichen Mücken habe ich nun unsere ostwestfälischen Eltern nach Finnland gefahren. Nach Lahti. Also, Terve! Das heißt: Guten Morgen.

Hoch über Lahti schweben diverse Skisprungschanzen. Das ist ein grundlegender Unterschied. Nie wird ein Ostwestfale Skispringer werden. Dazu muss man schon in Oberhof geboren sein, dem Ostwestfalen der ehemaligen DDR. Wobei es hier in Lahti gar nicht bergig, hügelig oder wellig ist wie in Oberhof. Oder Garmisch-Partenkirchen.

Der Finne wird schon mit Langlaufskiern an den Füßen geboren, was besondere Anforderungen an die Mütter stellt. Die Kinder sitzen mit den Langlaufskiern am Tisch, sie liegen damit nachts im Bett, und in der Pubertät versteht es der Finne wie kein Österreicher, sich mit Skiern an den Füßen zu küssen, zu entkleiden und zu entjungfern oder entjungfern zu lassen. Lediglich mein Bruder war anfangs irritiert, vor dem Sex Langlaufskier anziehen zu müssen.

Wirklich nackt ist der Finne selbst in der Sauna nicht. Dafür hat jeder Finne das Haus am See, von dem Peter Fox nur singt. Es heißt Mökki. Dahin fährt der Finne am Wochenende, damit die Mücken was zu beißen haben. Ich war da dann auch in der Sauna. Und meine Schwägerin ging mit mir in den Wald, um Birkenbüschel zu schneiden. Man schneidet mit einem Finnenmesser junge Birkenzweige und bindet sie zu einem Büschel, während man sich heldenhaft gegen die Mücken verteidigt, die die Birkenzweige verteidigen. So ein Birkenbüschel heißt Vihta. Das wusste ich da noch nicht.

Finnisch ist mehr eine Strafe als eine Sprache, und wer anderes behauptet, ist über Schweden noch nicht hinausgekommen. Manche Worte aber werden eingefinnischt und die gehen. Der Finne hängt ihnen ein "i" an. Aphteki, Banki, Kioski. Fasane heißen tatsächlich Fasaani. Mein Bruder heißt jetzt Akseli. Es ist also kein Wunder, dass der Finne seine Filme nicht synchronisiert. Der Finne schaut alle Filme im Original, mit finnischen Untertiteln, aber das macht Harry Potter auch nicht besser.

Der Finne ist absolut rücksichtsvoll. Zum Beispiel gibt es kein Skispringen während der Tour de France. Und der Finne ist konsequent. Wenn er trinkt, trinkt er. Bis zum Ende. Dann kotzt er. In Finnland ist das kein leeres Wort. Der Finne geht so lange in die Kneipe, bis er bricht. Dann geht er nach Hause. Auf allen vieren. Der aufrechte Gang ist tatsächlich nicht zwingend typisch für den Finnen an sich.

Wenn die Sommersonne den Asphalt aufheizt, kriegt der Trinker dabei heiße Hände und muss pusten. Abwechselnd. Das dauert, bis der zu Hause ist. Mein Bruder dachte anfangs, der Nachbar habe eine Behinderung, weil er ihn öfter so sah.

Auf meinem Bett fand ich eines Nachts einen Zettel von meinem Bruder: "Finnland ist groß genug für uns beide."

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