Wohnungsmarkt: Erschwingliche Altbauten ade

In den Altbaulagen werden die Mieten weiter steigen.Um soziale Segregation zu verhindern, müssten mehr Wohnungen gebaut werden.

Ab nach Allermöhe: 2003 errichteter Genossenschaftsbau. Bild: dpa

Hamburg schaut in eine todschicke Zukunft. Zumindest was die Viertel anlangt, die zuletzt für ihr vermeintlich oder tatsächlich pulsierendes urbanes Leben geschätzt wurden. Das ist die Aussicht, mit der ein Gentrifizierungsgegner wohl gestern das Hotel "Grand Elysee" verlassen hätte. Dorthin hatte der Arbeitskreis Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften zu Vorträgen und Diskussionen geladen.

Zum Auftakt der Veranstaltung hielt der Bundesminister für Arbeit, Olaf Scholz (SPD), ein Plädoyer für die "soziale Stadt", die einer größtmöglichen Anzahl von Menschen in ihren jeweiligen Vierteln gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen müsse. Die Wohnungsbaugesellschaften pries er in diesem Zusammenhang als "Garant für moderate Mieten". Als leuchtendes Beispiel hob er das "Elbschloss" an der Bille hervor, ein sozial-integratives Mehrgenerationenhaus. Die Entwicklung weise aber in die andere Richtung: Die soziale und ethische Segregation habe in der Stadt seit den 90er Jahren zugenommen.

Die Vorträge der Marktforscher Matthias Klupp und Bernd Leutner konkretisierten diesen Befund: Für St. Pauli zeigt Leutner, dass die Mieten von 2005 bis 2008 im Schnitt um 28 Prozent gestiegen sind und sich nun auf dem Niveau von Eppendorf bewegen. Weniger stark aber konstant stiegen die Mieten demnach auch in den anderen Vierteln mit Altbaubestand.

Klupp geht davon aus, dass der Mietdruck in den zentralen Altbauvierteln auch in Zukunft weitergehen wird. Er weist darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum Hamburgs stetig gestiegen sei und trotz der Krise bis 2015 um weitere 13,5 Prozent steigen soll. Dieses Wachstum geht Hand in Hand mit einem Bevölkerungswachstum: Seit 1998 ist Hamburg um etwa 70.000 Einwohner gewachsen. Den weitaus größten Teil davon machen Zuzüge von Menschen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren aus - die zur Ausbildung oder für den Job in die Stadt ziehen. Und sich für "Szenelage" interessieren. Aber auch junge Kleinfamilien zieht es in zentrale Lagen. Wenn beide Elternteile arbeiten, werden kurze Wege zum Job und zur Kita attraktiver.

Hinzu kommt die laut Klupp in den letzten Jahren gestiegenen Mobilitätskosten. So würde es sich heute für viele schon nicht mehr rechnen, ins Umland zu ziehen. Wer mit dem Auto in die Stadt zur Arbeit fährt, habe Ausgaben zu tragen, die in etwa der Summe entsprächen, die er durch günstigere Mieten im Umland sparen könnte.

Für Leutner kann die Antwort auf diese Entwicklung nur heißen: Wohnungsbau. Das will auch der Senat: 5.000 bis 6.000 Wohnungen heißt die Zielvorgabe einer Wohnungsbauoffensive. "Erreicht worden", sagt der baupolitische Sprecher der SPD, Andy Grote, "sind in den letzten Jahren im Schnitt 3.500."

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