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Zeitschriftengeschäfte in BerlinKeine Klolektüre

Sie verkaufen Liebhaberstücke: Zwei Fachgeschäfte in Berlin haben sich auf exotische Zeitschriften spezialisiert. Mit ihren abseitigen Angeboten konnten sie sich Nischen erobern.

"Freundin","Brigitte" oder "Gala" kann man in den beiden Fachgeschäften für Magazine garantiert nicht finden. Bild: dpa

"Ich verkaufe Magazine wie Bücher. Keine Wegwerfware, die man neben die Toilette legt", sagt Alexis Zavialoff. Ein Blick durch die Regale seines Berliner Ladens "Motto" bestätigt das. Von Kunst über Design und Mode bis hin zu Lifestyle reicht das Themenspektrum. Wirtschaft und Politik sind in den Läden weniger präsent. Wichtig ist die Originalität, dass es keine Titel sind, die man sonst auch überall bekommt. Wer den Spiegel oder die LandLust will, muss schon zum Kiosk um die Ecke gehen.

Weg von der Skalitzer Straße in Kreuzberg, weiter in die Auguststraße in Mitte. Dort befindet sich, zwischen Galerien und Designerläden, "Do you read me?!" von Jessica Reitz und Mark Kiessling. Das Prinzip ist dasselbe: Ausgesuchte Magazine für Berlin. Rund 700 verschiedene Titel sind derzeit im Angebot, davon sind rund 80 Prozent Zeitschriften und der Rest Bücher.

Ein Konzept, das man in London und Paris schon seit vielen Jahren kennt. "Es war schon ein Ärgernis, dass die Zeitschriften, die man selber mag und in anderen Städten auch gerne kauft, in Berlin bislang nicht zu bekommen waren. Das wollten wir ändern", sagt Reitz. "Mark war noch einmal in einem Pariser Zeitungsviertel unterwegs - so etwas wie der letzte Anstoß." Vor knapp einem Jahr war es so weit, Berlin bekam seine erste Verkaufsfläche für Kunst-, Kultur- und Gesellschaftsmagazine.

Im Dezember folgte dann Alexis Zavialoff mit "Motto". Als Fotograf war er schon vorher mit der Szene in Berührung gekommen. Doch auch er kannte den Verkauf von solch speziellen Publikationen nur aus dem Ausland: "Vor allem vom Printed-Matter-Buchladen in New York war ich angetan." Geld spielt für Zavialoff dabei keine große Rolle: "Es ist die eigene Faszination, die dahinter steht."

Auch wenn die Läden mit demselben Konzept punkten wollen, gibt es Unterschiede: ",Do you read me?!' ist klar aktueller ausgerichtet, als wir es sind. Bei uns gibt es mehr Bücher, dort haben sie fast nur Magazine", sagt Zavialoff.

Wenn es um den deutschen Markt für Kultur- und Gesellschaftsmagazine geht, verzieht Jessica Reitz ein wenig das Gesicht. Der habe enormen Aufholbedarf. "Aber man merkt, dass sich die Deutschen in letzter Zeit mehr Sachen trauen", sagt sie. Neue Magazine wie Opak und Aufstieg und Fall zeugen davon. Ein Blick in die Regale der beiden Läden bietet dennoch vor allem Internationales. "Unsere Schwerpunkte liegen in den Benelux-Staaten, Skandinavien oder England", so Reitz. "Wir haben Magazine aus Osteuropa, Australien, USA", ergänzt Alexis Zavialoff.

Das kann durchaus zum Problem werden. Wenn sich sprachliche Barrieren zum Verkäufer auftun, erschwert das natürlich die Zusammenarbeit. Bereits das Suchen nach Neuerscheinungen kann da die erste Hürde darstellen. "Ist man einmal auf eine Internetseite mit japanischen Schriftzeichen gestoßen, wird die Kontaktaufnahme natürlich schwierig", so Reitz.

Auch die Lieblingsmagazine der Ladenmacher sind international. Jessica Reitz nennt zwei britische Titel: "Anorak ist ein Kindermagazin, ist aber nicht so niedlich und plüschig gemacht wie Prinzessin Lillifee, sondern nimmt Kinder ernst. Und Bidoun widmet sich ausschließlich Kunst- und Kulturthemen aus dem Mittleren und Nahen Osten." Zavialoff empfiehlt das New Yorker Kunstmagazin Cabinet, das zeitlos und gut verständlich unbekannte Künstler vorstellt. Und Kilimanjaro aus London: "Dort mag ich deren originellen Inhalt und ihre Experimente mit dem Format."

Kurz vor dem ersten Geburtstag fällt das Fazit bei "Do you read me?!" positiv aus. "Wir können mit gutem Gewissen sagen: Das war nicht die dümmste Idee, die wir jemals hatten", sagt Jessica Reitz. Der nachträglich geschaffene Online-Mailorder-Versand kommt gut an und bringt zusätzlich internationale Kundschaft, von der Schweiz bis Honolulu.

Auch für Zavialoff läuft es "besser und besser". Erst am vergangenen Wochenende hat er eine Mini-Buchmesse mit rund 40 Verlagen veranstaltet. "Das Netzwerk wächst, ich kann die Bücher und die Miete zahlen - ich bin sehr zufrieden", sagt er.

Die Finanzkrise kümmert beide wenig. Jessica Reitz glaubt, dass die täglichen Zeitungen eher davon betroffen seien als die Ware, die sie führt. Ihre Kunden würden sich nach wie vor deren Lieblingsmagazine gönnen: "Wenn man etwas haben will, dann nimmt man es auch."

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