Hamburg weiter Tabellenführer: Mit Petric läufts beim HSV

Mit elegantem Präzisionsfußball bezwingt der HSV gut organisierte Stuttgarter mit 3:1 – und ersetzt den schwer verletzten Stürmer Paolo Guerrero zumindest für den Augenblick gut.

Bescheidenheit ist eine Zier: Eljero Elia zeigt auf Mladen Petric, Ausgangspunkt und Vollstrecker des 1 : 0 für den HSV. Bild: dpa

Der Hamburger SV verkraftet im Moment alles. Den fehlenden Sportdirektor. Die schweren Verletzungen von Paolo Guerrero, einem der zentralen Spieler in Labbadias Konzept, und Defensiv-Allrounder Collin Benjamin. Und einen Gegner wie den VfB Stuttgart, der gut organisiert, taktisch diszipliniert ist und gefährlich nach vorne spielt. Trotz alledem gewinnt der HSV im ausverkauften Volkspark mit 3 : 1 (1 : 0) und bleibt Tabellenführer.

Dass die Mannschaft an ihre Chance glaubt, Großes zu erreichen, kann man an Stürmer Mladen Petric ablesen, denn er tut etwas, was er in der vorigen Saison nicht getan hat. Es geht nicht ums Toreschießen, das macht Petric immer. Es geht ums Laufen. Das macht er nicht immer.

Im System, das Labbadia spielen lässt, muss sich einer der beiden Stürmer ins Mittelfeld zurück fallen lassen. Er muss dort Bälle holen, sie behaupten, sie nach vorne spielen, er muss im Mittelfeld Zweikämpfe bestreiten und gewinnen. Als Petric in der vergangenen Saison schon mal versuchte, Guerreros Rolle auszufüllen, ging es schief.

Nun, da Guerrero sich vermutlich das vordere und hintere Kreuzband im linken Knie gerissen hat, spielte der Schwede Marcus Berg, schwächster Mann beim HSV, und Petric musste viel laufen, stellte sich in den Dienst des Teams. Nachdem sich beide Mannschaften eine halbe Stunde lang auf hohem Niveau neutralisiert hatten, leitete er einen Angriff mit einem Pass halblinks auf den überragenden Eljero Elia ein, der den Ball zurück zu Petric spielte. Der jagte die Kugel aus 22 Metern ins rechte Eck.

Pavel Pogrebnyak, einzige Spitze beim VfB, geriet unter Druck. "In dieser Phase waren wir fahrig, konnten den Ball nicht mehr halten, verloren viele Zweikämpfe", kritisierte Trainer Markus Babbel.

Nach der Pause kam Jérôme Boateng nicht mehr auf den Platz. Eine Vorsichtsmaßnahme wegen einer Muskelverhärtung. "Auch im Hinblick auf die englischen Wochen, die uns bevorstehen", wie Labbadia sagte. Am Donnerstag spielt der HSV bei Rapid Wien. Für Boateng kam der einzige Verteidiger von der HSV-Bank: Guy Demel fügte sich mit Präzision in der Defensive und Druck nach vorn perfekt in das feine Spiel des HSV ein.

Nach einer knappen Stunde fasste sich Elia, der in der zweiten Halbzeit schon mehrfach die Chance zum Torschuss gehabt hatte, ein Herz, und zog aus 22 Metern ab. Von VfB-Innenverteidiger Matthieu Delpierre leicht abgefälscht, schlug der Ball im rechten Eck von Jens Lehmann ein. Ein paar Tage zuvor hatte Elia, der von Twente Enschede zum HSV gekommen war, sein erstes Tor für die niederländische Nationalmannschaft erzielt, und war mit dem Cruyff-Preis als talentiertester Nachwuchsspieler der Saison 2008/09 der Niederlande ausgezeichnet worden.

"Dann wurden wir, wie so oft, nachlässig", motzte nach dem Spiel HSV-Keeper Frank Rost. Nur vier Minuten nach dem 2 : 0 setzte der eingewechselte zweite VfB-Stürmer Cacau Außenverteidiger Christian Träsch ein der brachte den Ball zu Pogrebnyak, der den weit aus seinem Tor geeilten Rost überwand Der VfB war wieder im Spiel.

Das zunächst so geometrische, disziplinierte, taktisch geprägte Spiel, hatte seine Beschränkungen abgeworfen. Nun ging es offen, heiß und wild hin und her. Beide Mannschaften wollten Tore schießen. Elia hatte eine Kopfballchance, die VfB-Keeper Jens Lehmann vereitelte. Ein Fehlpass von Zdravko Kuzmanovic sorgte für die Entscheidung. Wieder leitete Petric den Gegenangriff an, Piotr Trochowski passte den Ball mit der Hacke weiter, und der neben Elia überragende Spieler auf dem Platz, Zé Roberto, machte das 3 : 1 (90.).

Labbadia kündigte an, dass man sich zusammen setzen werde, um zu beratschlagen, ob man einen Ersatz für den für vermutlich acht Monate ausfallenden Guerrero holen werde. Der frühere Dortmunder Ebi Smolarek hat keinen Verein und könnte auch außerhalb der Transferfrist verpflichtet werden.

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