Skandal um Talkmaster Letterman: Schadenfreude nach wahrer Pointe

US-Talkmaster David Letterman gesteht Affären mit Mitarbeiterinnen. Reicht das zum Skandal?

Kein Witz: Letterman hatte Sex mit Mitarbeiterinnen. Hier zu sehen ist allerdings "nur" Courtney Love – als Gast in seiner Show. Bild: ap

Am Anfang dachten alle noch, es war einer seiner Witze. Da erzählte David Letterman, 62, in seiner Late Night Show auf CBS, wie er wegen schrecklicher Taten um 2 Millionen Dollar erpresst wurde. Der Grund: "Ich hatte Sex mit Frauen, die in der Show gearbeitet haben." Die Pointe der Geschichte: Sie ist wahr.

Das Geständnis des Starmoderators vom Donnerstag vergangener Woche ist in den US-Medien zum großen Thema geworden und hat die Verhaftung von Filmregisseur Roman Polanski in den Hintergrund gerückt. Frauenrechtlerinnen beschweren sich, Experten diskutieren seinen Fall und "Sex am Arbeitsplatz" im Allgemeinen. Reporter belagern derweil das Haus des mutmaßlichen Erpressers, ein angesehener CBS-Produzent, der die Tat bestreitet und gegen eine Kaution von 200.00 Dollar auf freien Fuß gesetzt wurde. Kommentatoren bezeichneten Letterman als "Heuchler", und vor allem seine Kollegen machten sich über ihn lustig. "Wenn Sie heute Abend hergekommen sind, um Sex mit dem Moderator zu haben, sind Sie im falschen Studio", witzelte etwa Erzkonkurrent Jay Leno. Worunter Letterman jetzt leidet, dafür gibt es im Englischen nicht einmal ein Wort: Schadenfreude.

Da muss er jetzt durch, hat er sich doch selbst stets über das Sexleben Prominenter lustig gemacht und sich in der Causa Bill Clinton und Monica Lewinsky gerade über Sex mit Praktikanten ausgelassen. Ansonsten hat die Geschichte weniger Skandalpotenzial, als die Aufmerksamkeit um sie vermuten lässt, geht es wohl doch um einvernehmliche Affären. Es ist eine private Angelegenheit vor allem zwischen Letterman und seiner langjährigen Lebensgefährtin, die er im März heiratete.

Doch privat kann die Sache gar nicht bleiben, wenn sich nach und nach die Exgeliebten zu Wort melden. Holly Hester, in den frühen 90ern Praktikantin bei der "Late Show", berichtete TMZ.com, wie wahnsinnig verliebt sie doch gewesen sei.

Indem er in die Offensive gegangen ist, hat Letterman alles richtig gemacht - zumindest was seine öffentliche Darstellung angeht. Indem er sagte, was Sache ist, stellt Letterman die Debatte auf eine Basis, die in Richtung Normalität geht. Er hat Erfolg, seine Einschaltquoten sind super, und vor Kurzem war Barrack Obama Gast seiner Sendung. Deshalb wird er sich wieder erholen, es sei denn, es gibt neue Erkenntnisse zur entscheidenden Frage, die bislang nur am Rande behandelt wurde: Profitierten die Frauen beruflich davon, wenn sie mit Letterman ins Bett gingen? Oder - vielleicht noch schlimmer - hatten sie Nachteile, wenn nicht? Da nämlich beginnt die Geschichte relevant zu werden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.