WM-Qualifikation: Argentinien muss nicht weinen

In Südafrika ist Maradonas Mannschaft dabei, aber viel Grund zu Euphorie besteht nach dem 1:0-Sieg nicht. Der Trainer jedenfalls hat ziemlich schlechte Laune.

Als Hand Gottes war Maradonas Leben leichter. Bild: dpa

Nach dem Spiel gab sich Diego Maradona zunächst erleichtert: "Ich bin sehr stolz auf meine Elf. Die uruguayische Mannschaft hat in jeder Minute um ihr Leben gespielt, aber wir haben wie echte Männer gegen sie gewonnen und sind ohne die Hilfe von irgendjemand anderem bei der WM dabei."

Wie dünnhäutig Argentiniens Trainer jedoch nach den schwachen Leistungen seiner Truppe - drei Auswärtsniederlagen in Folge - geworden ist, zeigte sich in Montevideo, nachdem der erste Jubel sich erschöpft hatte. Maradona kritisierte seine Kritiker: "Denjenigen, die nicht an mich geglaubt haben, sage ich - die Damen mögen das entschuldigen -: Ihr könnt mir einen blasen." Diese Aufforderung wiederholte er gleich mehrfach.

Festzuhalten bleibt gleichwohl, dass Maradonas echte Männer erneut nicht überzeugen konnten. Im Gegenteil, in den ersten 30 Minuten agierte die Mannschaft unsicher, verlor den Ball schon in der eigenen Hälfte. Erst als Uruguay sein hohes Tempo nicht mehr aufrechterhalten konnte, kam die "Albiceleste" überhaupt ins Spiel. Bis zum Pausenpfiff gab es dennoch nicht eine einzige Torchance für die Argentinier. Weil auf der anderen Seite Uruguay zwar viel Druck machte, jedoch keine zwingenden Chancen erspielte, ging es mit 0:0 in die Pause.

Nach dem Wechsel war das Spiel ausgeglichener, aber bei beiden Teams ging nach vorne nichts zusammen. Dann kam die 83. Minute: Der bereits gelbverwarnte Martín Cáceres zog an der Außenlinie völlig unnötig die Notbremse und musste mit Gelb-Rot vom Platz. 84. Minute: Beim fälligen Freistoß spielten die Uruguayer auf Abseits, rannten aus dem eigenen Sechzehner. Nur einer pennte, blieb stehen und hob das Abseits auf. Der Ball hatte keine Mühe, einen freistehenden Argentinier zu finden. Der gerade ins Spiel gekommene Mario Bolatti machte das Tor. Womit sich immerhin der Eindruck verdichtet, dass Maradona nicht nur die Hand Gottes, sondern auch ein Händchen für existenzrettende Wechsel hat. Bereits im vorausgegangenen Qualifikationsspiel gegen Peru hatte mit Martin Palermo ein Einwechselspieler in der Nachspielzeit zum Sieg getroffen.

Wenig von beiden Begegnungen hatte Lionel Messi, der in Uruguay kurz vor Ende ausgetauscht wurde. César Luis Menotti hatte seine Landsleute schon zuvor über die Erfolglosigkeit des Ausnahmespielers im Nationalteam aufgeklärt: "Messi ist kein Stratege, sondern ein Vollender der Strategie. Das macht er bei Barcelona, wo er am Spiel von Xavi, Iniesta und Touré teilnimmt. Die entwickeln das Spiel und davon profitiert Messi. Bei uns dagegen ist alles konfus und darin verfängt er sich", sagte der Trainer, der 1978 Argentinien zum WM-Titel führte.

Argentiniens Mittelfeldstratege Juan Véron, bisher tatsächlich keine wirkliche Hilfe für Messi, gab sich nach dem Spiel selbstkritisch: "Wir dürfen die Sachen, die passiert sind, nicht unter den Teppich kehren. Darüber werden wir reden müssen." Für die Kritiker von außen hat Menotti ein anderes Rezept parat: "Wer Maradona jetzt helfen möchte, kann nur eines tun: still sein, ihn in Ruhe arbeiten und die richtige Mannschaft suchen lassen. Aber in Argentinien muss ja jeder seine Meinung loswerden, die Journalisten, die Direktoren, die Polizei und die Feuerwehr."

CÉSAR LUIS MENOTTI, EX-NATIONALTRAINER

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