Kommentar Schleswig-Holsteins Abkehr vom Turbo-Abitur: Was die Menschen wollen

Die Schulen über die Lernzeit entscheiden zu lassen, entspricht dem, was die Menschen wollen.

Gerade erst 2008 hat Schleswig-Holstein als vorletztes Land mit der Schulzeitverkürzung begonnen. Und nun will der frisch gekürte FDP-Bildungsminister Ekkehard Klug dies zurück drehen. Ein hektisches Hin und Her, könnte man sagen.

Doch auch wenn hier Zeit und Mühe von Lehrerkollegien vergeudet würde, muss man fragen: warum eigentlich nicht? Hier wird zum ersten Mal die Klage von Eltern und Schülern über eine zu hohe Belastung ernst genommen. Andernorts wird auf die Kritik am Turbo-Abi-Stress mit folgender Floskel reagiert: Nicht die Idee der Verkürzung ist schlecht, sondern deren Umsetzung. Es sei versäumt worden, Lehrpläne zu entschlacken, was nun passieren müsse. Dieselbe Floskel hören wir, wenn es um die Kritik an den Bachelor-Studiengängen geht.

Aber womöglich liegen die Ursachen woanders; fällt es in einer Zeit, in der das Wissen stetig wächst, Lehrplan-Kommissionen schwer, Inhalte zu streichen.

Es gibt Schulen, die zeigen, es schaffen, den Druck der Zeitverkürzung für pädagogische Innovationen nutzen. Es gibt aber auch Gegenbeispiele. In Ländern mit G 8 ist es üblich, dass Zwölfjährige bis 22 Uhr vor den Hausaufgaben sitzen.

Die Schulen über die Lernzeit entscheiden zu lassen, bringt gewiss Unruhe. Aber wird das G 9 wieder angeboten und nachgefragt, entspricht das schlicht dem, was die Menschen wollen.

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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