Stein-Arm: Gebunkerte Klinker

Im Abseits hat der Bremer Flughafen vor Jahren ein wertvolles Depot eingerichtet: Klinkersteine und anderes Material für einen Parkhaus-Bau. Nun stört es die Bilanz.

Beschweren nun vor allem die Airport-Bilanz: Auf Vorrat angeschaffte Parkhaus-Klinker. Bild: kawe

Seit Jahren liegen die Klinker-Steine da, sorgfältig aufgeschichtet und eingezäunt. Angeschafft wurden sie vor vier Jahren, als der damalige Chef des Bremer Flughafens, Manfred Ernst, auf Expansion setzte: Das Parkhaus II war gebaut, einen Anbau hatte er im Kopf, die Betonplatten dafür sind auch schon gelegt. Das Problem: Der Anbau sollte farblich zu dem Parkhaus passen.

Aber der tschechischen Tongrube, aus der die besonderen Parkhaus-Klinker gekommen waren, drohte die Schließung. So war die Frage, ob man später überhaupt noch Klinker in der richtigen Farbe würde bekommen können. Zumal das Material unter Witterungseinfluss auch noch bereitwillig die Farbe ändert. Also suchten und fanden die Airport-Granden genügend Klinker derselben Farbe - und die Sache war klar: kaufen und auf Vorrat legen.

Da liegen sie nun, hinten bei der Landebahn, und stören eigentlich niemanden. Wäre da nicht der neue Flughafen-Chef Jürgen Bula. Der wunderte sich über die Schätze seines Vorgängers, die er da in der Bilanz als tote Vermögenswerte stehen hat. Und fragt sich seither, wie lange die Steine da noch liegen sollen. Rund eine Million Euro, erklärte Bula, müsse er demnächst wohl abschreiben.

Der Optimismus seines Amtsvorgängers, was den Parkhausbau angeht, bezog sich im Jahre 2005 vor allem auf die Verhandlungen mit der "Lowcost"-Gesellschaft Ryanair. Bis dahin nämlich hatte die Zahl der Fluggäste in Bremen stetig abgenommen - durch Ryanair kehrte sich der Trend um: 40 Prozent mehr Fluggäste meldet der Airport heute, nachdem der Billigflieger für wenige Euro von Bremen aus in alle Welt transportiert. Und so erwartete Flughafen-Chef Ernst einen Ansturm auch auf die Parkhäuser, mit denen man nebenher gutes Geld verdient.

Aber die Zahl der Parkhaus-Nutzer stieg nicht. "Die Rynair-Fluggäste sind oft Incoming-Gäste", sagt Flughafen-Finanz-Fachmann Olaf Bogen heute. Darunter viele Bremen-Besucher, die gar kein Auto mitbringen. Und diejenigen, die für 15 Euro einen Ryanair-Flug ergattern, tun sich offenbar schwer damit, für das Parkhaus 50 oder 80 Euro zu bezahlen. Firmen wiederum, die derlei früher ohne weiteres bezahlt haben, überlegen in Krisenzeiten zweimal, ob der Mitarbeiter nicht auch per öffentlichem Nahverkehr zum Flughafen gelangen könnte.

Rund um den Flughafen sind mehrstöckige Dienstleistungs-Gebäude entstanden, die so genannte "Airport City". Hier finden sich überall Parkplätze, von denen viele auch abends, wenn die Büros längst leer sind, noch belegt sind - vermutlich von Fluggästen. Zudem werden via parkdiscounter.de Plätze in 300 Metern Entfernung zu den Terminals erheblich günstiger als am Airport selbst angeboten - inklusive Transfer.

So sagt der neue Flughafen-Chef, den Parkhaus-Anbau werde es auf absehbare Zeit nicht geben. So beschweren die Steine vor allem die Bilanz. Besonders ärgerlich, weil der Flughafen stolz darauf ist, die anfängliche Investitions-Schuld von mehr als 100 Millionen Euro auf 45 reduziert zu haben. Ende 2009 sollen es nur noch 38 Millionen Euro Bankverbindlichkeiten sein, sagt Finanzchef Bogen. Da stört eine Million für herumliegende Klinkersteine umso mehr.

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