Portrait Protais Zigiranyirazo: "Herr Z" – Ruandas Pate
Die Bevölkerung wagte seinen Namen nicht auszusprechen: Der Ruanda-Völkermörder Protais Zigiranyirazo war als "Herr Z" bekannt und gefürchtet. Ein Portrait.
Vor dem Völkermord an Ruandas Tutsi 1994 war Protais Zigiranyirazo ein einflussreicher Mann. Der Schwager des damaligen Staatschefs Juvénal Habyarimana war so gefürchtet, dass die Bevölkerung seinen Namen nicht auszusprechen wagte: Er war immer nur als "Herr Z" bekannt.
Angesichts seines finsteren Blickes und seiner massiven Figur verstummten Gespräche, die Leute waren wie vor Angst gelähmt. Jetzt kann der 71-Jährige ein zweites Leben beginnen: Das UN-Ruanda-Tribunal im tansanischen Arusha, das ihn Ende 2008 wegen Völkermordes zu 20 Jahren Haft verurteilt hatte, hob den Schuldspruch jetzt wegen Formfehlern auf und setzte "Herrn Z" auf freien Fuß.
In Ruandas Habyarimana-Regime, das den Völkermord an Ruandas Tutsi 1994 vorbereitete, war Zigiranyirazo eine der wichtigsten Figuren. 1974 bis 1989 war er der allmächtige Präfekt der nordwestruandischen Präfektur Ruhengeri; vor allem galt er als Pate des informellen Machtzirkels rund um die Präsidentenfamilie, genannt "Akazu" (Häuschen), der von vielen für die wichtigste Planungsstelle des Genozids gehalten wird.
Von seinem Spitznamen "Herr Z" leitete sich die Bezeichnung "Netzwerk Zero" ab, die der ruandische Staatsbeamte und spätere Botschafter in Paris, Christophe Mfizi, 1992 als Erster für Todesschwadronen des Habyarimana-Regimes in die Welt setzte.
1989 bis 1993 lebte "Herr Z" in Kanada, wurde aber ausgewiesen, nachdem er in Montreal Todesdrohungen gegen zwei Tutsi ausgesprochen hatte, die ihn beschuldigt hatten, ethnische Massaker vorzubereiten.
Er kehrte dann nach Ruanda zurück und lebte in der Stadt Gisenyi an der Grenze zum Kongo, wo er nach Überzeugung der Anklage des UN-Tribunals an Treffen zur Vorbereitung des Genozids teilnahm.
Während der Massaker verliert sich seine Spur; danach lebte er mehrere Jahre in Kenia, bis er am 26. Juli 2001 am Brüsseler Flughafen aufgrund eines UN-Haftbefehls verhaftet wurde. Er wurde an das Tribunal in Arusha überstellt und nach fünf Jahren Verfahren in erster Instanz am 18. Dezember 2008 zu 20 Jahren Haft verurteilt. Dieses Urteil ist nun aufgehoben worden.
Leser*innenkommentare
Bernhard Greshake
Gast
Formfehler? Unfassbar. Wer sitzt den blos in diesem Tribunal? Vertreter eines Kindergartens?
Und was geschieht nun mit diesen unseren Vertretern. Weiter Urteile fällen oder sind die wieder dort wo die eigentlich hingehören. In ihren Kindergärten.
Stefan
Gast
Raus aus der UNO und eine neue Vereinigung DEMOKRATISCHER Staaten gründen.
Amos
Gast
Die UNO sollte man zum Arbeitsamt schicken. Denn die
Kerle haben nur Anspruch auf eine Regelleistung.
Wer Völkermord verpennt, sollte von Steuerzahhler
nicht mehr alimentiert werden. Man fasst sich an den
Kopf, wenn man sieht wie doch das gemeine Volk verarscht wird und die Mächtigen Narrenfreiheit genießen. Es wird immer schlimmer. Wo ist der Weltgerichtshof?
Lysé
Gast
Auch einmal ein dank an die taz Redaktion für die Berichterstattung. Es ist ein Skandal, die UNO soll endlich mal aufwachen und ihren Kopf benutzen (Formfehler)... dass Sie einen Genozid erstmal aussitzen und im nach hinein auch nicht einmal gerechte Strafen verhängt, finde ich empörend, Wer braucht eigentlich solche Instutionen?