Bildungsstreik: Achtsamer Widerstand

Auch an der Uni Bremen entsteht zögerlich eine Protestbewegung. Offene Konfrontation in tradierten Mustern will man vorerst vermeiden. Und "langfristig" denken.

Kommt langsam in Bewegung: die Uni Bremen. Bild: Jan Zier

Die Bewegung an der Uni Bremen, sie kommt langsam. Achtsam. Diszipliniert. Konsensorientiert. Auf keinen Fall, sagen die Studierenden, wollen sie einfach auf den fahrenden Zug aufspringen, schnell Teil des europaweiten Bildungsstreiks werden.

Gut 50 haben sich an diesem Montag an der Uni Bremen zusammen gefunden, und viele von ihnen haben auch das Wochenende schon hier verbracht, diskutiert, "drei, vier Flip-Charts voll mit Forderungen" notiert, wie einer sagt. Aber um sie soll es noch gar nicht gehen. Man will sich "erst einmal Raum nehmen", wie immer wieder betont wird, "Zeit nehmen", "langfristig denken", über alles reden und mit allen, möglichst. Dann entscheiden, basisdemokratisch, im Konsens, nach einer Debatte mit Redezeitbeschränkung, rotierender Moderation und Rednerlisten.

"Wir wollen nicht auf Teufel komm raus das Verwaltungsgebäude besetzen", sagt einer. "Der Stimmung entsprechend handeln", ein anderer. Bisher standen die Zeichen an der einstigen Reform-Uni in Bremen nicht auf Streik. Heute wollen die Studierenden noch einmal zusammen kommen, für morgen hat der Rektor Wilfried Müller eingeladen, zu einem "offenen Dialog". Der Ort dafür - eine Treppe, nicht die große Glashalle, sonst Ort der Vollversammlungen - stößt bei manchen auf Widerstand. "Das ist super undemokratisch und intransparent", sagt einer, da ist nur Platz für wenige. Die Uni-Leitung will sich dort "der Diskussion stellen", wie sie sagt, und "erstmal zuhören", über "die Kritikpunkte reden".

Davon gibt es viele, sie reichen von der Struktur des Bachelor- und Master-Systems und Langzeit-Studiengebühren über die Abschaffung der Mittagspause bis hin zu Werbung und Rüstungsforschung an der Uni oder der Zahl der Sprachkurse. Vor vier Jahren gab es in Bremen eine große Streik-Bewegung, auch damals ging es um das modularisierte Studium. "Ich hab damals zwei Semester verstreikt", sagt eine, die dabei war und heute noch auf Magister studiert, Philosophie und Arbeitswissenschaft, im 13. Semester. Ihre Prioritäten liegen heute anders, sagt sie, während sie Broschüren für Seminare verteilt, in denen es um Existenzgründung, Zeit-Management und Kundenakquise geht. Aber mit demonstrieren, sagt sie, das würde sie. Wenn andere das organisierten.

Wie viele Studierende sich heute werden mobilisieren lassen, ist unklar. Was passieren soll, auch. Vielleicht kommen nur 50, sagt eine, dann könnte ein Vollversammlung für kommenden Montag einberufen werden. Oder es kommen 5.000, dann wird womöglich doch gleich die Uni besetzt. Ansonsten eben nur zwei Räume, oder so. Um dort über Inhalte zu reden. Denn zuletzt, sagt einer, der bei den letzten Debatten dabei war, gingen die Positionen da "krass auseinander". Block-Bildung wolle man indes vermeiden, sagt einer auf dem Plenum, und so wird auch der Hinweis auf den Asta und die ihn ihm agierenden Gruppen tunlichst vermieden. "Wir sind sehr heterogen."

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