Kommentar Dubai: Dubai, wir kommen!

Die Finanzkrise in Dubai ist vor allem ein Zeichen, das uns sagen will, es droht eine weitere Finanzkrise, und zwar bald.

Schon immer hat man sich gefragt, wer eigentlich auf dieser künstlichen Insel in Dubai Urlaub machen möchte, die wie eine Palme im Wasser liegt: Nichts außer Sand - und gekauftem Jetset wie Boris Becker. Lange hat man diese Fragen verdrängt. Denn Dubai schien es blendend zu gehen.

Nun kann das Emirat seine Schulden nicht mehr bedienen. Wirklich tragisch ist das nicht. Denn im Weltmaßstab ist das Land ein Winzling. Ganze 60 Milliarden Dollar hat der Staatskonzern "Dubai World" an Krediten aufgehäuft. Da kann die WestLB locker mithalten, die kürzlich Schrottpapiere in Höhe von rund 85 Milliarden Euro in eine Bad Bank auslagern musste.

Trotzdem waren die Börsen kurz schockiert: Der Crash im Wüstenstaat ist zwar harmlos - aber ein Symbol. Dubai erinnert daran, dass die einfachen Fragen oft genau die richtigen sind. Und leider gibt es noch weitere Fragen, die ebenfalls sehr schlicht ausfallen: Wie kann es sein, dass die Börsenkurse schon wieder nach oben rauschen? Warum steigen die Rohstoffpreise so rasant, obwohl die Weltwirtschaft noch lahmt? Und ist es nicht seltsam, dass im Investmentbanking erneut so viel Geld verdient wird, dass sich die Boni auf Milliarden summieren?

Wenn die einfachen Fragen tatsächlich die richtigen sind, dann lautet die Konsequenz: Es droht eine weitere Finanzkrise, und zwar bald. Aber wer möchte schon Pessimist sein - damit lässt sich an der Börse kaum Geld verdienen. Einzelne mögen zwar von fallenden Kursen profitieren, die Masse der Anleger zahlt drauf. Also wird an den Finanzmärkten schon wieder auf Optimismus geschaltet und penibel ausgerechnet, dass nur arabische Banken verlieren, wenn Dubai auf Dauer nicht zahlen kann. Die Palmeninsel des Emirats steht damit auch für das Herdendenken an den Börsen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.