Kommentar EU-China-Gipfel: Die Europäer verhandeln falsch

Der EU-China-Gipfel ist nicht der adäquate Rahmen, um über das globale Handeslungleichgewicht zu reden. Schuld daran ist nicht nur der chinesische Renminbi, sondern auch der Dollar.

Die europäischen Währungshüter nutzen den EU-Chinagipfel in Nanjing dazu, um zum wiederholten Male die Chinesen aufzufordern, doch endlich ihre Währung, den Renminbi, aufzuwerten. Zu Recht. Denn in der Tat handelt es sich dabei um eine ungerechte Wettbewerbsverzerrung. Die Exporte aus der EU nach China sind deshalb sehr teuer, während chinesische Firmen die Euroregion mit billiger Ware überschwemmen können. Doch wieder einmal sind die Europäer mit ihrem Versuch kläglich gescheitert. Auch zu Recht. Denn China ist nicht der alleinige Adressat für das Anliegen der Europäer. Und der EU-China-Gipfel auch nicht der adäquate Rahmen. Das Problem ist der US-Dollar.

Als China 2001 der Welthandelsorganisation (WTO) beigetreten war, hatte die chinesische Zentralbank zugesichert, dass sie ihre künstlich niedrig gehaltene Währung nach und nach aufwerten werde. Das hat sie getan. Bis 2008 stieg der Wert des Renminbi zum Dollar um rund 20 Prozent. Und auch die Finanzkrise veranlasste Chinas Zentralbank nicht zu einer grundsätzlichen Abkehr von ihrem Versprechen.

Nur leider ist seitdem der Dollar ordentlich eingeknickt. Sein Wert ist seit Ausbruch der Krise gegenüber dem Euro um rund 10 Prozent gefallen - und damit auch der des Renminbis zum Euro. Nur deswegen sind die Gelackmeierten die Europäer.

Wenn die EU-Währungshüter und -Finanzminister ernsthaft das Problem des globalen Handelsungleichgewichts lösen wollen, dürfen sie deswegen nicht nur mit Chinesen verhandeln, sondern sollten sich auch an die US-Amerikaner wenden. Und selbst das wird nur dann Aussicht auf Erfolg haben, wenn die Europäer sich bewegen - die ja ebenfalls für ein massives Handelsungleichgewicht sorgen. Allen voran Deutschland muss sich von seiner Exportfixierung lösen.

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war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.

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