Stichwahlen in Uruguay: Ex-Guerillero wird Präsident

Der Linksfront-Kandidat José Pepe Mujica gewinnt die Wahl mit klarer Mehrheit. Der 74-jährige gibt sich versöhnlich. Große politische Änderungen sind von ihm nicht zu erwarten.

José "Pepe" Mujica bei einer Wahlkampfveranstaltung. Bild: dpa

MONTEVIDEO taz | José "Pepe" Mujica ist am Ziel: Noch klarer als erwartet hat das Urgestein der uruguayischen Linken die Stichwahl gegen den rechten Expräsidenten Luis Alberto Lacalle für sich entschieden. Nach Auszählung fast aller Stimmen kam Mujica auf 53, Lacalle nur auf knapp 43 Prozent.

In der Abenddämmerung waren zehntausende fahnenschwingender Anhänger am Sonntag in das Zentrum Montevideos gezogen. Bereits eine Stunde nach Schließung der Wahllokale brach Jubel aus: Sämtliche Nachwahlbefragungen sagten Mujica einen bequemen Vorsprung voraus. Doch statt einer Pressekonferenz gab es nur einen Kurzauftritt Mujicas vor der singenden und fahnenschwingenden Menge. "Weißt du was, Volk", begann er unter strömendem Regen, "verkehrte Welt: Auf dieser Bühne müsstet ihr stehen, und wir müssten euch von unten Beifall spenden, denn diese Schlacht habt ihr geschlagen". Nach sechs Minuten schloss der 74-Jährige mit den Worten: "All das ist vergänglich. Wehe denen, die glauben, dass die Macht oben ist. Sie merken nicht, dass die Macht im Herzen der großen Menschenmengen liegt. Ich habe ein Leben lang gebraucht, um das zu lernen".

Der unterlegene Lacalle gab sich sportlich: "José Mujica wird ab dem 1. März auch unser Präsident sein", sagte der Kandidat der Nationalen Partei, der von 1990 bis 1995 regiert hatte.

Der frühere Stadtguerillero und Landwirtschaftsminister Mujica, der die politische Mitte mit dem ehemaligen Wirtschaftsminister Astori besänftigt hatte, kann sich auf eine absolute Mehrheit in beiden Parlamentskammern stützen. Bei den Parlamentswahlen am 25. Oktober hatte die "Breite Front" 16 von 30 Sitzen im Senat und 50 von 99 Sitzen im Repräsentantenhaus errungen.

Seine erste Aufgabe sieht Mujica in der Versöhnung mit dem Nachbarn. Die wegen eines Zellstoffwerks an der Grenze belasteten Beziehungen zu Argentinien will er einrenken: "Wir haben viel Geduld. Wir setzen uns an die Brücke und trinken Matetee."

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