Kolumne Press-Schlag: Optische Aufheller und Phthalate

Ob bei der Schönheit der Kindernamen, der ökologische Qualität der Trikots, der Bundesligatabelle oder der Zahl der beschäftigten Rudi Völlers: Irgendwie ist Bayer Leverkusen immer vorn.

Ein Blick ins Telefonbuch lohnt sich immer wieder. Er offenbart zum Beispiel, dass der Text eines alten deutschen Volkslieds falsch ist: Es gibt nicht nur einen Rudi Völler. Es gibt mindestens sieben! Richtig ist allerdings, dass es nur einen Rudi Völler in der Ersten Fußballbundesliga gibt, und der ist Sportdirektor bei Bayer Leverkusen. Man kann daher behaupten, dass Leverkusen die Tabelle der Erstligavereine, die einen Rudi Völler beschäftigen, unangefochten anführt.

Ebenfalls an der Tabellenspitze steht Leverkusen im Wettbewerb der Vereine, deren Spieler ihren Kindern einfallsreiche Namen geben. Für Bayer im Rennen: Taylor-Joel, der Sohn von Stefan Kießling. Die Kreativität der Namensgebung ist übrigens messbar - man muss den Namen einfach in eine Szene einbauen, die in einem fränkischen Dorf spielt (weshalb Kießling als gebürtiger Franke einen Heimvorteil hat): "Lodda, Kaddarrina, Dailer-Dschol! Die Kardofflsubbm is ferdich!" Kein Zweifel: So klingt ein künftiger Meister.

Bayer Leverkusen liegt überhaupt in vielen Wettbewerben vorne: Sogar im Fußball ist der Verein nach dem 0:0 gegen Hannover 96 nach wie vor Tabellenführer und bleibt das traditionsgemäß bis nach dem 33. Spieltag. Und noch in einem vierten Wettbewerb zählt Leverkusen zur erweiterten Spitze: Das Vereinstrikot für Kinder enthält laut Öko-Test am drittwenigsten Schadstoffe unter allen 18 Bundesligatrikots. Am besten schneiden Freiburg und Stuttgart ab, deren Trikots lediglich optische Aufheller enthalten. Dritter ist Leverkusen, gleichauf mit Borussia Dortmund. Dahinter liegen Köln, Nürnberg und Schalke.

Letzter dieses Wettbewerbs ist, neben zehn anderen, der FC Bayern München, dessen in Thailand produziertes Trikot eines Herzogenauracher Herstellers (54,95 Euro) Dibutylzinn und phosphororganische Verbindungen in so stark erhöhter Dosis enthält, dass ein glattes "ungenügend" dabei herausspringt. Immerhin: kein Phthalatweichmacher in zu hohem Ausmaß! Das können nicht alle der zehn anderen Vereine von sich behaupten, deren Trikots mit "ungenügend" getestet wurden. "Von 18 Bundesliga-Vereinstrikots steigen elf ab, da sie mit schlechtem Material angetreten sind", heißt es in Öko-Test.

In zwei anderen Bundesligawettbewerben, die vor lauter Fußball oft übersehen werden, gehört Leverkusen hingegen nicht zu den Vereinen, die am besten abschneiden - was die Liga so spannend macht. Erstens: Bei der Wahl zum am häufigsten von Schiedsrichter Lutz Wagner vom Platz gestellten Spieler siegte Bochums Diego Klimowicz. Wagner schickte ihn am Samstag schon zum vierten Mal vom Feld. Und zweitens: Kein Bundesligaverein verkauft mehr Trikots von Hertha BSC Berlin als Hertha BSC Berlin. Feine Sache, dass man das in dieser Saison noch einmal ernsthaft feststellen darf: Hertha ist Spitzenreiter!

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