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HarmonieEigentlich gar nicht so gaga

Bremer Grünen-Abgeordneter Horst Frehe resozialisiert "Bild" - nachdem er sich ein Recht auf Gegendarstellung erstritten und das Boulevard-Blatt seine Berichterstattung umfassend korrigiert hat.

Frehes rechtspolitische Position richtig dargestellt: Ausriss aus der Bremer "Bild"-Ausgabe vom 16. Dezember. Bild: taz
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Horst Frehe hatte am gestrigen Freitag einen schönen Tag. Dafür hat, das ist sehr ungewöhnlich, die Bild-Zeitung gesorgt. Und, dass Frehe vieles ist, Sozialrichter, Bremer Grünen-Abgeordneter und Kämpfer für Behindertenrechte - aber kein schnöder Formalist.

Deshalb konnte er am Freitag Geld versprechen - jeweils 1.500 Euro an den Verein SelbstBestimmt Leben, an die Bremer Knastzeitung "Diskus 70", und an die Bildhauerwerkstatt der örtlichen Justizvollzugsanstalt. "Die halte ich", so Frehe gestern, "für eine sehr sinnvolle Einrichtung." Eine, "deren Arbeit auch die Bild gut unterstützen könnte". Was sie jetzt wenigstens indirekt tun wird - durch Frehe.

Denn das Geld, das er verteilen will, zahlt ihm das Vierbuchstabenblatt im Rahmen eines Vergleichs. Irrtümlich habe man, räumte Bild-Bremen bereits am Mittwoch ein, am 3. Dezember unter der Dachzeile: "Wie gaga ist das denn?" getitelt: "Grüner will Bremer Knast abschaffen". Was Quatsch war. "Bild möchte sich in aller Form für die falsche Berichterstattung bei Horst Frehe entschuldigen" hieß es deshalb nun - im Schlussabsatz eines Artikels, der unter der Headline "Grüne fordern humane U-Haft" die rechtspolitische Position Frehes darstellte. Im Gegenzug verzichtet der auf die Veröffentlichung einer Gegendarstellung.

Den Anspruch darauf hatte Frehe am 8. Dezember vorm Landgericht Berlin erstritten. Springer hatte keine Rechtsmittel dagegen eingelegt. Und es hätte witzig ausgesehen, in Mega-Lettern, "Ihre Überschrift ist falsch. Ich will den Bremer Knast nicht abschaffen", eine Seite zum Aufheben wäre das gewesen.

Aber eine ohne Inhalt: Eine Gegendarstellung ist ja vor allem eine Formsache. Sie ermöglicht dem Betroffenen einer Berichterstattung, seine Sicht der Fakten gegen die des Verlags zu stellen. Über Wahrheit, Irrtum oder Lüge sagt sie nichts. Ganz anders als ein Text, der sich, auch ohne diesen Titel zu tragen, wie ein umfangreicher Widerruf liest. Und noch dazu Gelegenheit für gute Werke gibt.

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