Schulstrukturreform: Viele Wege zum Abiball

Künftig gibt es im Wesentlichen nur noch zwei Oberschularten in Berlin. Das Gymnasium und die Sekundarschule. Beide führen zur Abiturprüfung.

In Zukunft einfacher: die neue Berliner Schulstruktur Bild: taz Grafik: Infotext/M.Kluger

Vom neuen Schuljahr an gibts nur noch zwei Arten von Oberschulen, und beide führen bis zum Abitur. Das ist, ganz knapp zusammengefasst, die Berliner Schulstrukturreform, die das Abgeordnetenhaus am Donnerstagabend endgültig beschlossen hat.

Im Prinzip wird das Schulsystems also vereinfacht: Das Gymnasium bleibt erhalten, daneben entsteht die neue Sekundarschule, zu der Haupt-, Real- und Gesamtschulen zusammengefasst werden. Dort sollen SchülerInnen unterschiedlicher Begabungen gemeinsam lernen - in Klassen, die mit 25 SchülerInnen um 5 kleiner sind als die am Gymnasium.

Vor allem aber bleibt den Schülern durch die Reform der Weg zum Abitur viel länger offen. Denn die neue Sekundarschule bietet alle Schulabschlüsse: den bisherigen einfachen Hauptschulabschluss, der nun Berufsbildungsreife heißt. Die erweiterte Berufsbildungsreife und den Mittleren Schulabschluss nach dem 10. Schuljahr (MSA). Und das Abitur. Während es an Gymnasien nach 12, in den "Schnellläufergängen" schon nach 11 Schuljahren abgelegt werden kann, bieten die Sekundarschule die Möglichkeit, das Abi nach 12 oder ganz in Ruhe auch nach 13 Schuljahren zu absolvieren.

Allerdings werden nicht alle Sekundarschulen eine eigene Oberstufe haben. Garantiert ist das, wenn die neue Schule aus einer Gesamtschule entsteht, die bereits jetzt eine gymnasiale Oberstufe hat. Sekundarschulen, die aus Haupt- und Realschulen erwachsen, bauen entweder eine eigene Oberstufe auf oder kooperieren mit einem der stadtweit über 40 Oberstufenzentren (OSZ). Diese legen jeweils einen Schwerpunkt auf handwerkliche, technische oder soziale Berufe, auf Bereiche wie Handel, Gesundheit, Agrarwirtschaft, Tourismus oder auch Design. Dort kann man Berufsausbildungen oder vorbereitende Qualifizierungsmaßnahmen absolvieren, das Fachabitur ablegen oder mehrere dieser Möglichkeiten kombinieren.

An 15 OSZ-Standorten kann man sogar das klassische Abi, also die allgemeine Hochschulreife, erwerben. Um ihren SchülerInnen das zu ermöglichen und ihnen zudem nicht bereits von der siebten Klasse an eine berufliche Schwerpunktsetzung abzuverlangen, werden viele Sekundarschulen deshalb Kooperationsverträge mit mehreren Oberstufenzentren abschließen.

Alle Sekundarschulen werden Ganztagsschulen - mit zwei Wochenstunden weniger Unterricht als am Gymnasium. So lassen sich Stundenpläne flexibler gestalter. Kooperationspartner wie Sportvereine, Musikschulen, Jugendverbände oder auch Naturschutzorganisationen sollen das Unterrichtsangebot ergänzen. Wichtige Partner von Sekundarschulen werden auch Betriebe und Unternehmen sein. Im Unterrichtsbereich "Duales Lernen" sollen sie den SekundarschülerInnen Einblicke in die berufliche Praxis ermöglichen.

In den meisten Bezirken geht die neue Schulform bereits mit dem nächsten Schuljahr an den Start. Nur in Spandau, Reinickendorf und Steglitz-Zehlendorf werden einige Schulen erst 2011 fusionieren. Aus den knapp 50 Haupt-, 60 Real- und 46 Gesamtschulen werden etwa 110 Sekundarschulen entstehen. Dazu gibt es 93 Gymnasien und den Modellversuch Gemeinschaftsschule, an dem ab Sommer 14 Schulen teilnehmen.

Welche Oberschule ihr Kind besucht, entscheiden weiterhin die Eltern - die Grundschule spricht nur eine unverbindliche Empfehlung aus. Für das kommenden Schuljahr, für das die zweiwöchige Anmeldefrist am 1. März beginnt, gilt noch die bisherige Regelung: freie Schulwahl. Bei mehr Anmeldungen als Plätzen entscheidet die Wohnortnähe. Ab 2011 sollen sich stark nachgefragte Schulen 60 Prozent der Kinder selbst aussuchen. 10 Prozent der Plätze werden dann über Härtefallklauseln vergeben, 30 Prozent unter den übrigen BewerberInnen verlost. Das gilt für Gymnasien und Sekundarschulen.

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