Waldsterben: Den Kiefern wirds zu warm

Der Klimawandel stellt Forstexperten in Berlin und Brandenburg vor enorme Herausforderungen. In ihrem derzeitigen Zustand werden viele Wälder die Klimaveränderungen nicht überleben, warnen sie.

Wenn nichts geschieht, geht im Wald das letzte Licht aus Bild: dpa

Die Berliner und Brandenburger Wälder sind nach Ansicht von Forstwirtschaftlern schlecht auf den Klimawandel vorbereitet. "Der Wald wird mit diesem Inventar den Klimawandel schwer schaffen", warnte der Leiter der Berliner Forsten, Elmar Lakenberg, am Mittwoch bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2009. Bis 2050 seien beim Klima rasche Veränderungen zu erwarten; es werde trockener und wärmer. Der Wald indes reagiere sehr langsam - er komme schlicht nicht mit, so Lakenberg.

Laut dem Bericht hat sich der Zustand vor allem bei den Kiefern gebessert. 2009 nahmen die deutlichen Schäden bei dieser häufigen Baumart in Berlin um 8 Prozentpunkte auf 16 Prozent ab, in Brandenburg sind 3 Prozent der Kiefern deutlich geschädigt. Ralf Kätzel vom Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde warnte aber vor Euphorie: Der relativ gute Waldzustand derzeit sei lediglich ein "Glücksfall". Dafür verantwortlich sei vor allem die Witterung in den vergangenen Jahren. Außerdem habe es das erste Mal seit Langem fast keine größeren Insektenschäden gegeben, die auf Kiefern gewirkt hätten. "Wir dürfen nicht vergessen: Wenn die Witterung umschlägt, werden wir bei Kiefern ein anderes Extrem sehen."

Sorgenkinder sind derzeit vor allem die Laubbäume, die weniger anpassungsfähig als Nadelbäume sind. So weisen Buchen in Brandenburg seit Jahren erhöhte Schädigungen auf, und Eichen geht es in beiden Bundesländern schlecht. "Gesunde Eichen sind in Berlin praktisch nicht mehr zu finden", sagte die Staatssekretärin für Stadtentwicklung, Maria Krautzberger. Eichen haben eine besondere Bedeutung für den Berliner Wald - sie nehmen fast 20 Prozent der Waldfläche ein. Seit dem Hitzesommer 2003 hat sich ihr Kronenzustand verschlechtert, inzwischen sind drei Viertel deutlich geschädigt.

Insgesamt hat sich die Situation für die Wälder in Berlin stabilisiert. Laut Krautzberger zeigten sich hier auch die positiven Auswirkungen der Umweltzone auf die Luft. Zudem zahlten sich Zertifizierungen aus, die Richtlinien zur Waldpflege und Überprüfungen nach sich ziehen.

In Brandenburg geht es dem Wald etwas besser als noch 2008. Forstministerin Jutta Lieske (SPD) erklärte, es sei wichtig, die Stickstoffbelastung aus der Landwirtschaft und Verkehrsemissionen zu senken. Konkret wurde die Ministerin indes nicht: Mit den Landwirten sei sie im Gespräch; über Umweltzonen werde derzeit nicht nachgedacht.

Um den Wald von innen heraus stark zu machen, soll der Bestand weiter umgebaut werden. Die Zukunft der Wälder hänge von der Mischung ab, betonten die Experten. "Man muss sich überlegen, wie man die Vielfalt so erhöht, dass sie den Klimaveränderungen möglichst standhält", sagte Lakenberg. Die Wälder sollten kleinteilig "renoviert" werden, große Kahlschläge werde es nicht geben. Ziel ist es, nachhaltiges Wachstum zu erzeugen: Der Wald soll dem Klimawandel und dem Stress der Großstadt standhalten, zugleich Kohlendioxid binden und damit zum Klimaschutz beitragen.

Berlin wird übrigens auch künftig auf die Eiche setzen. "Sie hat einfach viele Vorteile", sagte Krautzberger. "Sie brennt nicht, sie fällt nicht, sie ist in der Lage, Grundwasser zu speichern, und sie wird sehr alt."

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